Auf den Straßen in Löhne und Bad Oeynhausen

Über Lärm, Enge und Zukunftsvisionen.

Was planen der Kreis Minden-Lübbecke, Straßen NRW und die Städte Löhne und Bad Oeynhausen? Die Stadtwerke Bad Oeynhausen können zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen, welche Straßen in diesem Jahr in der Kurstadt saniert werden sollen. Stadtwerke-Sprecher Rüdiger Ernst verweist bei der mehrfachen Nachfrage auf den noch nicht verabschiedeten Haushalt der Stadt. „Wenn wir Projekte hätten, würden wir sie Ihnen sofort mitteilen“, erklärte er.

Einen Schritt weiter ist da bereits die Stadt Bad Oeynhausen, die in eben diesen Haushalt vier Projekte eingestellt hat. Mit einem Investitionsvolumen von 450.000 Euro. Laut Stadt-Pressesprecher Volker Müller-Ulrich sollen die Straßen nach Dringlichkeit abgearbeitet werden. „Das ist das Ergebnis der Straßeninventur, mit deren Hilfe wir das neue Straßenkataster angelegt haben.“ Natürlich seien diese Investitionen vorbehaltlich der Verabschiedung des Haushaltes zu sehen. Aber: „Der Kappenberger Hang hat es am nötigsten.“ Die interaktive Karte zeigt die vier geplanten Projekte (Klick auf die Icons für mehr Informationen):

Zu diesen vier Straßen kommen weitere zehn vom Kreis und von Straßen NRW geplante Bau-Projekte. Der Kreis Minden-Lübbecke plant eine halbseitige Sanierung der Siedinghausener Straße (Kreisstraße 31)  auf einer Länge von zirka 400 Metern in Wulferdingsen. Diese Maßnahme wird laut Kreissprecherin Anna Berlit-Schwigon voraussichtlich im Frühjahr 2016 umgesetzt. Die Kosten belaufen sich auf zirka 25.000 Euro. „Die Bauarbeiten an der K31 sind eine Maßnahme aus 2015, die sich etwas verzögert hat. Für dieses Jahr ist durch den Kreis Minden-Lübbecke die Sanierung der Bergkirchener Straße (Kreisstraße 29) in Wulferdingsen auf einer Länge von 1.700 Metern vorgesehen. Die Baukosten belaufen sich auf zirka 489.000 Euro. Die Bauarbeiten erfolgen laut der Pressestelle des Kreises auf dem Abschnitt zwischen der Hedingsener Straße bis zirka 150 Meter nördlich der Nordstraße.Der Auftrag ist bereits vergeben, und sobald das Wetter es zulässt, erfolgt die halbseitige Sanierung“, erklärte Berlit-Schwigon.

Im Grenzgebiet zwischen Löhne und Bad Oeynhausen sind auf der Werster Straße die Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer schlecht. Dort wird im Juli nicht nur die Fahrbahn zwischen dem Osterfeldweg und der Brückenstraße erneuert. Dort entsteht auch endlich ein Radweg und Gehweg. Beides existiert dort nicht. Während der Bauarbeiten wird die Werster Straße wahrscheinlich für mehrere Monate gesperrt. „Es lässt sich noch nicht genau sagen wie lange, aber innerhalb von drei Wochen schafft man das nicht“, so Straßen NRW-Sprecher Sven Johanning. Ab der Einmündung der Albert-Schweitzer-Straße auf die Oeynhauser Straße soll ab Juli der Radweg bis zur Brücke über die B61 saniert werden. Je näher man der Brücke kommt, desto schlechte ist noch sein Zustand. Nicht im Sanierungspaket enthalten ist die fehlende Beleuchtung kurz vor der Brücke. Für dieses Probleme gibt es auf absehbare Zeit keine Lösung. Auch auf der Weihestraße sind viele Lkw unterwegs. Nicht selten kommt es zu Problemen, wenn diese nach rechts in die Löhner Straße abbiegen wollen. Auch hier will Straßen NRW für eine Verbesserung sorgen. „Dort gibt es eine freie Fläche, von der wir ein Stück nutzen dürfen. Wir planen eine Ausrundung und so einen größeren Abbiegebereich“, erklärt Straßen NRW-Sprecher Sven Johanning.

Hier wird richtig investiert: Mehr als drei Millionen Euro kostet die schon seit Jahren geforderte Anbindung der B61 an die Straße Großer Kamp im Gewerbegebiet Scheidkamp. Wenn es bei den Planungen bleibt, sollen die Bauarbeiten im Spätsommer beginnen. Das bedeutet nicht, dass die Gohfelder bis Spätsommer 2018 mit einer deutlichen gestiegenen Verkehrsbelastung leben müssen, weil das neue Hermes-Logistikzentrum auf dem Scheidkamp insbesondere für mehr Lkw-Verkehr sorgt. „Begonnen wird mit dem Bau der Anschlussrampe auf die B 61. Und sobald diese Rampe nach etwa drei Monaten fertig ist, wird kein Verkehr mehr durch Gohfeld fließen“, so Ulrich Niemeyer von der Stadtverwaltung Löhne. Aus beiden Fahrtrichtungen soll dann der Verkehr über die Rampe geführt werden. Alle weiteren Arbeiten, zum Beispiel der Bau der Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen, die eine Verbreiterung der B61 erfordern, sind nach Angaben von Niemeyer unter laufendem Verkehr möglich. Für Frust bei vielen Autofahrern sorgt die Sperrung des Alten Postwegs. Dort muss die Brücke über die B61 saniert werden. Weil die Sanierungsarbeiten aufwendiger sind als geplant, ist noch nicht klar, wann die Straße wieder geöffnet wird.  Die Knickstraße macht wegen ihres kurvigen Verlaufs zwischen dem Wittel und Exter ihrem Namen alle Ehre. Noch. Denn der Neubau der Straße, ein weiteres Großprojekt, an dem Jahrzehnt geplant wurde, beginnt in den nächsten Wochen. „Wir investieren dort rund 25 Millionen Euro“, sagt Sven Johanning, Sprecher der zuständigen Behörde Straßen NRW. Im ersten Bauabschnitt wird auf der Detmolder Straße in Vlotho-Exter ein Kreisel errichtet. Von ihm soll die neue Knickstraße (B611) erschlossen werden. Löhne wird von den Bauarbeiten erst im kommenden Jahr betroffen sein.

Luft nach oben: Der öffentliche Personennahverkehr

Nicole Bliesener | Fotos: Thorsten Gödecker

„Sie haben im Viertel-Stunden-Takt Anschluss an die Linien R, S, T und X,Y,Z“ – von einer solchen Durchsage im öffentlichen Nahverkehr können Löhner und Bad Oeynhausener Bürger nur träumen. Der Ist-Zustand ist ein anderer. In den beiden Städten gelten zwar einheitliche Tarife, aber unterschiedliche Vertragssysteme und somit auch unterschiedliche Anbieter. „Die Busse kommunizieren nicht miteinander“, weiß der ehemalige Mobilagent Axel Wickenkamp.
Dass es auch anders geht zeigen Beispiele wie das Stadtbussystem in Lemgo oder Bad Salzuflen – also in Städten, die kleiner sind als Bad Oeynhausen.  

„Die Bus-Linien sind zum 1. Dezember 2014 neu vergeben worden“, erklärt MHV-Verkehrsplaner Kay Busche. Diese Vergabeverträge laufen bis zum 30. November 2018. In Bad Oeynhausen fahren seitdem die Busse der Omnibusbetriebe Karl Köhne und in Löhne hat die der BVO (Busverkehr Ostwestfalen GmbH) den Zuschlag bekommen. „Allerdings“, so Busche, „erhält die Firma Köhne in Bad Oeynhausen keine kommunalen Zuschüsse. Sie muss mit dem auskommen, was sie aus den Fahrgelderlösen und den Landeszuschüssen erwirtschaftet.“

Die Firma Köhne fährt nach Auskunft von Betriebsleiter Uwe Kortemeier mit fünf Fahrzeugen im Stadtbusverkehr und sieben Fahrzeugen auf den Schulbuslinien. „Hinzu kommen noch die Busse, die im Regionalverkehr fahren“, fügt Busche hinzu. Die Busse der Firma Köhne sind im Jahr 2015 etwa 480.000 Kilometer in Bad Oeynhausen gefahren.
Für die Buslinien in Löhne wurde zunächst kein Anbieter gefunden, nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt die BVO den Zuschlag. Die setzt in Löhne auf vier Linien das sogenannte Ruf-Bus-System ein. Fahrgäste müssen sich mindestens 30 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt anmelden. „Mit diesem System sollen Leerfahrten vermieden werden“, so Busche. Außerdem gibt es vier Stadtbuslinien. Derzeit gibt es bei der Stadt Löhne Überlegungen, den Ruf-Bus auf Linie umzustellen. Für den Löhner Busverkehr muss die Stadt jährlich 500.000 Euro löhnen. Eine Ausgabe, die Bad Oeynhausen nicht hat.

Um das Busfahren attraktiver zu machen, bieten BVO und MHV in den Bussen seit Mitte 2014 kostenlose W-Lan an. „Die Hotspots werden sehr gut angenommen“, fügt Kay Busche hinzu. Auch mit attraktiven Spezial-Tickets wie dem 60+-Ticket oder dem Fun-Ticket für Jugendliche unter 21 Jahren versucht die MHV die Fahrgastzahlen zu erhöhen. Mit diesen Tickets können Über-60-Jährige und Jugendliche Busse und Bahnen in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke günstig nutzen. „In dem Fun-Ticket ist auch der Disco-Bus enthalten“, so Busche. Auf welche Weise Menschen fürs Busfahren zu begeistern sind, zeigt das Beispiel der Stadt Lemgo. Seit 1994 betreiben die Lemgoer Stadtwerke ein Stadtbussystem, das bundesweite Anerkennung genießt. „Wir befördern 2,5 Millionen Fahrgäste im Jahr“, erklärt Andreas Becker, der als Bereichsleiter für den Stadtbus verantwortlich zeichnet. Lemgo hat 44.000 Einwohner und 90 Prozent der Bürger nutzen regelmäßig den Stadtbus. „Wir haben 15 Busse im Einsatz“, sagt Becker. Die blauen Stadtbusse sind mit Fahrscheinautomaten ausgestattet, damit die Fahrer sich nicht um die Tickets kümmern müssen. „Anders ist die Taktung nicht zu halten“, so Becker. Und auf den Takt kommt es an. Zwischen 7 und 8 Uhr und zwischen 12 und 17 Uhr fahren die Busse im 15-Minuten-Takt. Vormittags und abends bis etwa 19 Uhr fahren Busse im 30-Minuten-Takt. Alle 300 Meter gibt es eine Haltestelle. „Dieser Abstand wird von den Kunden akzeptiert“, so Becker. Ist die Entfernung größer, fahren schon nicht mehr so viele mit dem Bus, sondern steigen doch ins Auto.

Nach Kino und shoppen 17 Stunden Aufenthalt

Axel Wickenkamp fährt gern Bus und Bahn. Für einen kleinen ÖPNV-Check stellt der ehemalige Mobilagent seine Fahrplankenntnisse zur Verfügung. Bis März vergangenen Jahres hat Wickenkamp ehrenamtlich als Mobilagent potenziellen Fahrgästen geholfen, sich im Dickicht des Fahrplan- und Tarifdschungels zurecht zu finden. wohnt an der An fünf Beispielen zeigt Wickenkamp wie gut bzw. schlecht das Bussystem in Bad Oeynhausen und Löhne funktioniert:

Südbahn, arbeitet in Porta Westfalica und bildet sich am Berufskolleg in Herford weiter. Alle Wege legt er mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. „Das funktioniert“, sagt er. Eine halbe Stunde benötigt er für seinen Weg zur Arbeit und zur Schule nach Herford etwa die gleiche Zeit und in beiden Fällen auch wieder zurück. Diese Möglichkeit haben in Bad Oeynhausen und Löhne nicht viele.

  • Vom Wohnort in Wulferdingsen zur Arbeit ins Herzzentrum: „Zum Frühdienst um 5.30 Uhr geht es gar nicht mit dem Bus. Und zum Spätdienst käme man zwar, aber nicht nach Dienstschluss wieder zurück.“
  • Vom Wohnort am Eidinghausener Kreisel zur Klinik Porta Westfalica: „Wenn jemand um 14 Uhr an der Klinik sein muss, braucht er eine knappe Stunde. Die Linie 616 fährt um 12.27 Uhr am Alten Postweg ab bis zum ZOB, um 13 Uhr geht’s mit 428er zum Südbahnhof. Und von dort mit der gleichen Linie um 13.21 Uhr zurück zur Porta-Klinik. Eine Rückkehr nach 20 Uhr ist mit dem Bus nicht machbar.“
  • Vom Wohnort an der Mennighüffener Kirche zur Arbeit ins Industriegebiet Eidinghausen: „Das geht für jemanden, der etwa von 8 bis 16 Uhr arbeitet ganz komfortabel. Um 6.50 Uhr von der Kirche mit der Linie 615 zum EMR-Platz dann mit dem Zug nach Bad Oeynhausen und vom ZOB mit der Linie 606 nach Eidinghausen. Das Ganze in 41 Minuten. Der Rückweg ab 16.20 Uhr dauert mit 57 Minuten etwas länger, weil die Linie 614 vom ZOB nach Schnathorst fährt. Von dort geht es dann nach Mennighüffen.“
  • Vom Wohnort Meierdreh (Lohe) zur Arbeit in die Innenstadt: „Eine klassische Stadtbusverbindung. Zwei Linien sind möglich die 457 und die 428. Die Fahrt dauert 10 bis 12 Minuten, sofern die Buss pünktlich fahren können und nicht an der Südbahnschranke aufgehalten werden.“  
  • Samstags vom Wohnort Wittel zum Werrepark: „Wer um 14.45 Uhr im Kino sein möchte, muss mindestens 30 Minuten vor Abfahrt um 13.40 Uhr den Ruf-Bus ordern, der ist dann um 13.55 Uhr in Bad Oeynhausen am ZOB, von da aus fährt die Linie 428 zum Werrepark. Wer danach noch im Werrepark shoppen möchte, hat nach 19 Uhr ein Problem. Derjenige kommt dann zwar noch mit dem Bus zum ZOB, aber dann erwarten ihn 17 Stunden Wartezeit oder der Gang zum Taxistand.“

Weichenstellung für die Bahnhöfe

Was sich in Löhne und Bad Oeynhausen ändern soll.

Thorsten Gödecker und Susanne Barth

Das Löhner Empfangsgebäude gehört dem Ehepaar Di Fede aus Kaiserslautern – noch. Der Verein „Löhne umsteigen“ will das Gebäude kaufen. In Bad Oeynhausen hat sich die Stadt das Bahnhofsareal samt Halle für 300.000 Euro gekauft.  

Bad Oeynhausen: Ein Kondomautomat hängt am Ausgang der „Visitenkarte der Stadt“. So hatte Bürgermeister Achim Wilmsmeier den Nordbahnhof bezeichnet, den die Stadt Mitte Dezember für 300.000 Euro von der Bahn AG gekauft hat.

Man wolle sich alle „Handlungsoptionen“ sichern, verlautete es aus dem Rathaus zur Begründung. Die Bahn wird in Ostwestfallen-Lippe nur die Bahnhöfe in Bielefeld, Paderborn, Gütersloh und Herford behalten. Klein könne man nicht, lautete im Dezember die Erklärung von Martin Novosad, dem Leiter des Bahnhofsmanagements Bielefeld der Bahn. Das hieß, es wird verkauft – an die Stadt oder einen privaten Investoren.

Rat und Verwaltung waren sich schnell einig, dass man das etwa 7.000 Quadratmeter große Areal (Empfangshalle plus Vorplatz) zumindest als Zwischeneigentümer übernehmen wolle, um die Kontrolle darüber zu haben, wer im Zentrum der Kurstadt investiert. Bei der Investorensuche will sich die Verwaltung nicht in die Karten schauen lassen. „Es gebe Verhandlungen“, sagte Stadtsprecher Volker Müller Ulrich – mehr nicht. Dabei hat sich die Stadt auch die Option offen gehalten, die Immobilie selbst oder durch eine städtische Tochter vermarkten zu lassen. Wirtschaftsförderer Patrick Zahn ist sich sicher, dass sich für den Bahnhof problemlos Mieter fänden.

„Beleben“ will die Stadt das 1914 eröffnete Gebäude, das nicht unter Denkmalschutz steht. Von Gastronomie und einem Biomarkt ist die Rede. Eigentlich sollte nach dem Kauf „umgehend“ mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes beginnen. Hier sollen neue Fahrradstellplätze entstehen, ein Leitsystem für Sehbehinderte, ein zentraler Infopunkt und ein durchgehendes Geländer für die Treppenanlage. Knapp 140.000 Euro soll das kosten, 91.000 Euro bekäme die Stadt aus Mitteln für den öffentlichen Personennahverkehr zurück. Noch im diesen Jahr werde es losgehen, hieß es gestern im Rathaus. Auch das Gebäude bröckelt: Ein Gutachter, hatte vor dem Verkauf für die Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft (BEG) errechnet, dass der Neueigentümer mindestens 300.000 Euro investieren müsse, um nur das Nötigste zu machen.

Rund 3.500 Menschen passieren im Schnitt täglich die Empfangshalle, um zu den Gleisen zu gelangen. „Dieser Weg muss und wird offen bleiben“, heißt es aus dem Rathaus. An den 330 Meter langen Bahnsteigen wird bald auch der Rhein-Ruhr-Express halten. Der ICE rauscht hingegen seit Dezember 2005 durch die Kurstadt durch, obwohl nach der Sanierung der Bahnsteige ein Halt nun wieder technisch möglich wäre.

Wie Eigentumsverhältnisse der Bahnhofsareale sind jetzt leicht am Renovierungsstand zu erkennen: Die Tunnel und Bahnsteige, sind frisch durchsaniert. Sie gehören der Bahn. Einen eher morbiden Charme verströmt die Empfangshalle. In ihr beherrschen Automaten und die verrammelte Bahnhofsgasstätte im Westflügel das Bild. Im Westflügel ist auch die Schießsportanlage der Bürgerschützen untergebracht. Die Bahnhofsmission, das Reisecenter ein Kiosk und die Radstation vervollständigen die derzeitige Nutzung.

Löhne: Schulkinder, Arbeiter, Umsteiger: Täglich nutzen Tausende Menschen den Löhner Bahnhof. Viele davon aber nicht allzu gern. Als Angstraum ist der Gang durch die Bahnhofshalle bis auf den Bahnsteig verschrien. Wer kann, steigt lieber in Bad Oeynhausen oder Herford in den Zug. Andere, zum Beispiel Rollstuhlfahrer, müssen den Umweg auf sich nehmen, denn nur über Stufen gelangen die Nutzer an die Gleise.

Das soll sich in Zukunft ändern. Wie berichtetet, hat das Land NRW den Rhein-Ruhr-Express (RRX) in Auftrag gegeben. Die neue Linie macht auch in Löhne Halt. Davon profitiert der Bahnhof, der soll nämlich barrierefrei modernisiert werden. Wann genau die Bauarbeiten beginnen, kann Uli Beele, Pressesprecher vom Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), noch nicht sagen. Nur so viel: „Frühestens 2018 kann saniert werden. Die Planungen brauchen Zeit.“

Dass die Bahn eine Modernisierung erwägt, begrüßt der Verein „Löhne umsteigen“. Im Juni 2015 hat sich dieser aus dem gleichnamigen Initiativkreis heraus gebildet. Ziel ist, den Bahnhof zu beleben, Geschäfte anzusiedeln und ein schöneres Erscheinungsbild zu bieten. Vorstandsmitglied Uwe Hofer findet die Sanierungspläne der Bahn „zwingend erforderlich“. Selbst möchten die Mitglieder auch tätig werden. Noch in diesem Jahr soll sich eine eine Genossenschaft gründen. Die soll dann als Eigentümer das Eingangsgebäude kaufen. Das Besondere am Löhner Bahnhof ist die Zweiteilung der Besitzverhältnisse. Der Tunnel und der Zugang zu den Bahnsteigen gehört der Bahn, das Bahnhofsgebäude, sprich der Eingang mitsamt Wartehalle dem Ehepaar Di Fede. Sie haben das Gebäude mit einer Nutzfläche von 1.385 Quadratmeter 2013 für 43.000 Euro ersteigert. Charlotte und Epifanio Di Fede sind als Besitzer auch Mitglieder im Löhner Verein und begrüßen laut Hofer die Schritte zur Gründung einer Genossenschaft.

Diese ist erforderlich, um Fördergelder zu bekommen, die die Renovierungsarbeiten des Gebäudes finanzieren sollen. Dafür darf der Bahnhof aber nicht alleine betrachtet werden. Er ist Teil des integrativen Stadtentwicklungskonzepts Löhnes (ISEK). „Darauf sind wir angewiesen, um Fördergelder zu bekommen“, sagt Hofer.

Das Konzept erarbeitet das Büro für Stadtplanung Tischmann Schrooten. Dabei nehmen Experten den Innenstadtkern genau unter die Lupe: Die obere Lübbecker Straße mitsamt der Königsbrücke, der Bahnhof und dem Werrebereich soll aufgewertet werden. Mit dem ISEK sollen auch die Voraussetzungen für einen Förderantrag geschaffen werden. „Wir brauchen ein anerkanntes Konzept, damit Projekte mit städtebaulichem Bezug gefördert werden“, erklärt Wirtschaftsförderer Ulrich Niemeyer. Erwartbar sei ein Zuschuss von 70 Prozent. Noch im März soll es eine erste Bürgerbeteiligung geben.

An den Fördermitteln ist der Verein „Löhne umsteigen“ natürlich interessiert. Somit besteht die weitere Arbeit der Mitglieder daraus, ihr bestehendes Bahnhofskonzept noch einmal zu hinterfragen und mit weiteren Details zu versehen. Ideen hat der Verein, der 39 Mitglieder hat, schon einige. Es sei geplant, dass eine Bäckerei einziehe. Außerdem sollen ein Wartebereich und eine Buchhandlung entstehen. Durch Handel gäbe es eine Attraktivitätssteigerung, findet auch Niemeyer. „Das wäre ein Gewinn für den Bahnhof.“ Der erste Schritt in die richtige Richtung sei die Wiedereröffnung der Toiletten gewesen.

Auch als Veranstaltungsort soll der Ort nutzbar sein. Zuletzt hat die AWO Fotos des Projekts „Angekommen in Löhne“ präsentiert. Generell soll mit solchen Aktionen und einer Ansiedlung von Geschäften die Anziehungskraft des Ortes gesteigert werden. „Zu Stoßzeiten sind viele Pendler unterwegs, sonst ist es aber ruhig“, sagt Hofer, der gemeinsam mit Petra Schepsmeier, Umweltberaterin der Stadt, 2014 eine Zählung durchgeführt hat. „Gut 3.800 Menschen sind an dem Tag rein- und rausgegangen.“ Eine weitere Zählung kam auf 4.500 Besucher täglich. Gar nicht so wenig, findet Hofer. „Aber durch Geschäfte könnten es mehr werden.“

Zwei Autobahnen und die Bahn: Lärm in Löhne und Bad Oeynhausen

Ulf Hanke

Lärm macht krank und trotzdem wird die Menschheit immer lauter. Der Verkehr wächst. Nach den Prognosen des Bundesverkehrsministeriums rollen von 2010 bis 2030 39 Prozent mehr Güter auf der Straße. Das macht Krach. Und das Werretal ist mit gleich zwei Autobahnen gesegnet: der A 30 und der A 2. Außerdem gibt’s zwei Eisenbahnstrecken und einen Hubschrauberlandeplatz. Der anschwellende Verkehrslärm gehört zum Alltag in Löhne und Bad Oeynhausen wie der Sonnenauf- und 
-untergang. Irgendwo ist immer was los. Nach Überzeugung der Europäischen Kommission entsteht Lärm vor allem auf der Straße. Das trifft fürs Werretal nur bedingt zu: Hauptlärmquelle ist die Eisenbahn. Ingenieure haben für beide Städte errechnet, dass etwa 35.000 Menschen in Bad Oeynhausen und Löhne direkt von Verkehrslärm betroffen sind.

Das ist das vorläufige Ergebnis der Lärmaktionspläne in beiden Städten. Die Daten stammen aus Verkehrszählungen des Landes NRW und Lärmkarten des Eisenbahnbundesamtes. Berücksichtigt wurden für die Lärmaktionspläne erst einmal nur Straßen mit mehr als 8.000 Fahrzeugen in 24 Stunden und Schienenwegen mit mehr als 30.000 Zügen im Jahr. Kreis- und Gemeindestraßen sowie die Südbahn sind bislang nicht umfassend eingearbeitet.

Die Analysen zeigen erstmals, wie sehr das Leben im Werretal durch Verkehrslärm beschallt wird. Vor allem wegen der scheppernden Güterzüge in der Nacht erreichen die Lärmpegel mühelos die Auslösewerte des Umweltbundesamtes von 55 Dezibel. Tagsüber nennt das Amt 65 Dezibel als Auslösewert. Ab diesen Lärmpegeln empfiehlt die Bundesbehörde Gegenmaßnahmen.

Das heißt aber nicht, dass dieser Lärmschutz von Land und Bund bezahlt wird. Dafür gelten andere Grenzwerte. Für Straßenlärm an Bundesstraßen gilt nachts in Wohngebieten beispielsweise ein Lärmpegel von 57 Dezibel. An neugebauten Straßen allerdings sind es nachts dagegen bereits 49 Dezibel. Außerdem ist die Berechnungsweise des zuständigen Amts Straßen NRW eine andere als die für die Lärmkartierungen. Das macht das schwierige Thema Lärm nicht gerade einfacher. Zudem werden die Lärmpegel für die Eisenbahn großzügiger bemessen: Nachts ist in Wohngebieten entlang von Gleisen ein Lärmpegel bis 60 Dezibel ohne Lärmschutz erlaubt. Der Schienenverkehr darf also zurzeit mehr Lärm machen als das Auto.

Radeln ist gesund und schont die Ohren der Mitmenschen
Das ist im Werretal besonders ärgerlich, weil entlang der Schienenwege besonders viele Menschen wohnen. Nach Berechnungen des Lärmaktionsplans sind in Bad Oeynhausen jede Nacht 12.960 Menschen von Eisenbahnlärm mit einem Pegel von 50 Dezibel direkt betroffen. Zum Vergleich: An den Hauptverkehrsstraßen sind 4.833 Menschen einem vergleichbaren Lärm ausgesetzt. Für Löhne haben die Macher des Lärmaktionsplans errechnet, dass 13.790 Menschen nachts einen Schienenlärmpegel von über 50 Dezibel ertragen. An den Hauptverkehrsstraßen Löhnes sind es nachts 2.551 Betroffene. Dringender Handlungsbedarf besteht nach Einschätzung der Lärmaktionspläne in Bereichen, die nachts Lärmpegeln von deutlich über 60 Dezibel ausgesetzt sind. Das sind nach diesen Berechnungen in Bad Oeynhausen 670 und in Löhne 1.030 Menschen.

Eine gemeinsame Lärmkarte für alle Schallquellen gibt es übrigens nicht. Jeder Lärm wird isoliert betrachtet. Das ist nötig für die Ursachenbekämpfung. Mit der lärmenden Wirklichkeit vor allem entlang der A 30 und der Stadtautobahn in Melbergen und Rehme hat das nichts zu tun. Diese Stadtteile von Löhne und Bad Oeynhausen werden durch Bahngleise und die Autobahn und 
ihre Ausläufer doppelt beschallt.
Auch entlang der Eidinghausener Straße in Bad Oeynhausen oder der Lübbecker Straße in Löhne sind die Schallpegel so hoch, dass die Planer dringenden Handlungsbedarf sehen. Der Weg zu weniger Lärm ist jedoch in beiden Städten überaus unterschiedlich. Während der Lärmaktionsplan von Bad Oeynhausen wenig verwunderlich die Nordumgehung als Maßnahme anpreist, fehlt diese Betrachtung in der Löhner Fassung völlig. In beiden Lärmaktionsplänen fehlt zudem der Verweis auf eine mögliche Entlastung der Eisenbahnnordstrecke durch die Südbahn. Beide Städte wollen verhindern, dass über die Südbahn zusätzlicher Güterverkehr rollt. Eine Gemeinsamkeit gibt es allerdings: den Umstieg aufs Fahrrad. Der künftige Radschnellweg könnte, behauptet der Lärmaktionsplan Bad Oeynhausen, Lärm mindern. Radeln ist gesund – und schont die Ohren.

Wenig Platz für Radfahrer in der Blechlawine

Über das Radfahren in Löhne und Bad Oeynhausen

Dirk Windmöller

Weder Bad Oeynhausen noch Löhne bieten ideale Bedingungen für Radfahrer. Das hat auch mit den Sünden der Vergangenheit zu tun. Lesen Sie hier, was die Aktiven des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und Expertinnen der Verwaltung über Probleme und Perspektiven sagen und sehen Sie zunächst einen Kommentar von NW-Redakteur Dirk Windmöller.

Viele Straßen sind zu schmal

Löhne. Radfahrer haben es in der Autofahrerstadt Löhne naturgemäß nicht leicht. Das weiß auch die Löhner Radfahrbeauftragte Claudia Heitkamp. Aber: „Hier hat sich vieles gedreht, es ist noch nie so viel für den Radverkehr getan worden wie momentan“, sagt sie.
Das liege in Löhne auch daran, dass viel mehr Menschen Fahrrad fahren als vor zehn Jahren. Eine wichtige Rolle würden dabei die immer beliebter werdenden E-Bikes spielen. „Die Lobby ist viel größer geworden.“

Das ändert jedoch nichts an den Problemen, die jetzt den Radfahrern an vielen Stellen im Stadtgebiet das Leben schwer machen. Heitkamp räumt ein, dass die Wünsche des ADFC nach mehr Radfahrstreifen im Stadtgebiet berechtigt seien.

„Leider gibt es nur sehr wenige Straßen, wo auch eine Umsetzung möglich ist.“ Als Beispiel nennt sie die Oeynhausener Straße und die Bahnhofstraße. „Diese Straßen sind einfach zu schmal.“

Perspektiven gibt es für die Königstraße. Auf dieser Landesstraße, für die die Behörde Straßen NRW die Verantwortung hat, soll im Rahmen der Fahrbahnsanierung ein Radfahrstreifen entstehen.
„Im unteren Bereich wird der Gehweg etwas schmaler, dann ist ausreichend Platz für den Radfahrstreifen. Im oberen Bereich wird die Straße so umgestaltet, dass die Parkplätze wechselseitig nur auf einer Straßenseite angeboten werden. So entsteht mehr Platz für Radfahrer.“

Besser wird es für Radfahrer auch auf der Koblenzer Straße in Gohfeld. Auch im oberen Bereich der Straße sind Radfahrstreifen geplant. „Da läuft bereits der Förderantrag“, sagt Heitkamp. Wahrscheinlich werde er 2018 eingerichtet.

Schlecht wird die Situation für Radfahrer auf der Häger Straße bleiben. Auf der Landestraße endet der Radweg ziemlich plötzlich, etwa zwei Kilometer vor der Einmündung auf die B61. „Das wird leider auch so bleiben. Straßen NRW plant dort auf absehbare Zeit keinen Radweg.“

“Auf kurzen Distanzen unschlagbar”

Linda Noack spürt die Veränderung. „Das Auto ist viel weniger Statussymbol als noch vor ein paar Jahren“, sagt sie. Die Radfahrbeauftragte der Stadt Bad Oeynhausen sieht gute Perspektiven für den Radverkehr. Auch wenn noch eine Menge geschehen müsse, habe sich schon viel in die richtige Richtung verändert.  

Zufrieden ist sie mit der Aufhebung des Radwegbenutzungszwangs in Tempo-30-Zonen. „Die meisten Radwege sind für die Masse der Radfahrer nicht ausgelegt und einfach zu klein.“ Auch sie erlebt aber, dass viele Autofahrer und Radler noch gar nicht wissen, dass die Radwegnutzung keine Pflicht mehr ist.

Dass aber auch in Bad Oeynhausen noch einiges getan werden kann für die Radfahrer räumt auch Linda Noack ein. „Außerhalb der Innenstadt kann noch vieles verbessert werden“, sagt sie. Das trifft zum Beispiel auf alle großen Kreuzungen zu. „Da müssen wir die Radfahrer mehr in den Fokus stellen.“  

Als Beispiel nennt sie die Kreuzung Mindener Straße/ Eidinghausener Straße/ Steinstraße. Nach Fertigstellung der Nordumgehung soll auch diese Kreuzung umgebaut werden. „Es wäre für die Radfahrer sehr hilfreich, wenn wir dort Radfahrschleusen bauen könnten“, sagt die Expertin. Radfahrschleusen sind markierte Flächen direkt vor den Ampeln, die ausschließlich Radfahrern vorbehalten sind und ihnen einen Startvorteil geben. Außerdem könnten viele Ampelschaltungen für Radfahrer verbessert werden.  

Eine ebenso große Aufgabe ist die Bewusstseinsveränderung: „Wir müssen den Spaß am Radfahren vermitteln und immer wieder deutlich machen, dass ein Rad bei kurzen Distanzen unschlagbare Reisezeiten hat.“

Einfach auf der Straße fahren

Jörg Zander und Andreas Edler engagieren sich im Bad Oeynhausener ADFC für den Radverkehr. Sie stehen mit ihren Fahrrädern auf dem Radweg, der unter der Eidinghausener Straße an der Werre verläuft.
Der Weg ist sehr eng und führt um die Ecke. „Es wurde schon 2010 beschlossen, hier für eine Verbesserung zu sorgen. Aus Kostengründen wurde es immer wieder vertagt. Das ist schon sehr ärgerlich“, sagt Jörg Zander. Erst recht, wenn zum Beispiel für einen Weg über das Tunneldach in Dehme Geld ausgegeben werde.

Für Andreas Edler gibt es nicht nur in Bad Oeynhausen ein grundsätzliches Problem. „Im Alltagsverkehr läuft es eigentlich gar nicht schlecht. Wir haben fast überall im Stadtgebiet Tempo-30-Zonen, dort besteht keine Verpflichtung mehr, die Radwege zu nutzen“, sagt er. Das Problem sei, dass viele Autofahrer und manche Radfahrer nicht wüssten, dass es längst legal sei, auf der Straße zu fahren und nicht den Radweg zu nutzen. „Dass es diese Möglichkeit überall in Bad Oeynhausen gibt, wird nicht ausreichend kommuniziert.“ Auch im nördlichen Bereich der Eidinghausener Straße sei die Benutzungspflicht aufgehoben. „Das ist nur vielen Autofahrern überhaupt nicht klar. Da wurde ich vor kurzem mal wieder angehupt“, ergänzt Jörg Zander.

Sehr problematisch sind nach Überzeugung von Andreas Edler die Radfahrstreifen an den Seiten der Straßen „Da ist die Hermann-Löns-Straße das beste Beispiel. Die Fläche ist viel zu schmal. Da habe ich die Verwaltung schon mehrfach gebeten, ihn zu entfernen. Leider ist bisher nichts passiert“, sagt Edler, der auch für die Grünen im Rat sitzt.

“Das Thema muss in der Politik ankommen”

Die Autos fahren zügig an den den drei Radfahrern vorbei. Sie wirken eingequetscht zwischen parkenden Autos und rollenden Pkw auf der Königstraße. „Dieses Problem haben wir in Löhne ganz oft“, sagt ADFC-Sprecher Georg Hofemann.  

An sehr vielen Straßen würden Radfahrstreifen fehlen. Diese Streifen sollen mittelfristig viele Radwege ersetzen. Momentan sind die Königstraße und viele andere Straßen im unteren Werretal ein gefährliches Pflaster für Radfahrer. „Das ist kein Zustand hier, da muss nur ein Pkw-Fahrer nicht aufpassen und die Tür aufreißen und es kann zu einem schweren Unfall kommen“, ärgert sich Hofemann. Dass mehr und mehr Radwege nicht mehr der Benutzungspflicht für Radfahrer unterliegen begrüßt der ADFC aus Löhne. Aber: „Wir haben die Befürchtung, dass die Stadt die Benutzungspflicht für Radwege aufhebt, weil sie bei der Instandhaltung der Radwege sparen will.“

Das sei besonders bei stark befahrenen Straßen wie der Weihestraße, der Oeynhausener Straße oder Lübbecker Straße problematisch. Allerdings werde dort auch ein Kernproblem deutlich: „An vielen Stellen ist überhaupt kein Platz für die Kennzeichnung von Radfahrstreifen, die den den Anforderungen der Radfahrer wirklich genügen“, sagt Hofemann. Ohne große Investitionen sei eine Verbesserung der Situation kaum möglich. „Da rächt sich, dass Jahrzehnte nur für die Autos geplant wurde“, findet Guido Overfeld.  

Von der Stadt wünscht sich der ADFC einen Plan, wie sich der Radverkehr entwickeln soll. Hofemann: „Es wird Zeit, dass dieses Thema in der Politik ankommt. Das Bewusstsein für die Radfahrer fehlt im Löhner Rat völlig.“

Das sind die Schwachstellen

Ein Auszug aus der Mängelliste des ADFC Löhne:
Löhne-Bahnhof: Königstraße – kein oder zu schmaler Radfahrstreifen, Findeisen-Platz und Bünder Straße in diesem Bereich – kein Radfahrstreifen, Bünder Straße zwischen Schützenstraße und und Löhne-Ort – Radwegschäden.  

Gohfeld: Weihestraße – kein Radfahrstreifen, Koblenzer Straße westlich Großensieker Weg bis B61 – kein Radfahrstreifen, Südbahnstraße zwischen Hochstraße und Rüscherstraße – Fahrbahnschäden.
Mennighüffen: Lübbecker Straße – kein Radfahrstreifen, Bergkirchener Straße – kein Radfahrstreifen.
Obernbeck: Ellerbuscher Straße – kein Radfahrstreifen Bahnhofstraße – kein Radfahrstreifen.
Löhne-Ort: Herforder Str. – kein Radfahrstreifen Bünder Straße westlich Kreuzung Herforder Straße – kein Radfahrstreifen.

Auch der Bad Oeynhausener ADFC ist mit vielen Stellen im Radwegenetz nicht zufrieden. Heftig kritisiert wurde zum Beispiel die Unterführung Sültebusch, die als Gefahrenstelle jetzt entschärft werden soll.

Wunsch und Wirklichkeit

Nach der Fertigstellung der Nordumgehung soll die Mindener Straße zurückgebaut werden. Wenn es nach den Wünschen der Verwaltung geht, gibt es nur noch zwei Spuren und einen Radschnellweg. Noch aber ruhen die Bauarbeiten für die A30 am Löhner Kreuz.

Nicole Sielermann

Lastwagen donnern über die Straße, Autos stauen sich Tag für Tag. Von grüner Idylle, einer Flaniermeile oder gar einem Radschnellweg keine Spur. Die Mindener Straße ist derzeit wahrlich kein Schmuckstück, kein Aushängeschild für die Stadt. Wenn es aber nach dem Wunsch von Rat und Verwaltung in Bad Oeynhausen geht – rückt der Rückbau der vierspurigen Straße in greifbare Nähe. Unmittelbar nach der Fertigstellung der Nordumgehung soll die Idylle Wirklichkeit werden. Noch aber ruhen die Bauarbeiten für die A30 am Löhner Kreuz. Frühestens im Frühjahr geht es mit der Nordumgehung auf Löhner Seite weiter. Einen Termin für die endgültige Fertigstellung der Ortsumgehung lässt Straßen NRW deshalb offen.  

Ohne die Nordumgehung würde im Jahr 2025 jedes zweite der dann 56.000 Fahrzeuge auf der Mindener und der Kanalstraße ein Lastwagen sein. Bei einer Zählung im Jahr 2011 wurden 41.000 Fahrzeuge auf diesem Straßenabschnitt gezählt, plus 21.662 auf der Eidinghausener Straße. Mit der Nordumgehung – so die Prognosen – soll die Zahl der Fahrzeuge deutlich sinken. Und zwar auf geschätzte 23.000.

„2014 hat eine Kennzeichenmessung ergeben, dass wir beim Durchgangsverkehr einen Schwerverkehranteil von mehr als 90 Prozent haben“, erklärte Arnold Reeker, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Bauen bei der Stadt Bad Oeynhausen. Aber auch gut 75 Prozent der restlichen Fahrzeuge sind auf der Durchreise. „Da bleibt als innerstädtischer Verkehr nur wenig übrig.“ Reeker hofft, dass nach dem Bau der Ortsumgehung täglich nur noch 15.000 bis 20.000 Fahrzeuge die Stadtautobahn nutzen. „Gerade aus Fahrtrichtung Osnabrück ist natürlich der Anreiz da, einfach durchzurauschen. Da sieht auch Straßen NRW mittlerweile die Notwendigkeit für einen verkehrlichen Widerstand.“  

In den Jahren 2011 und 2012 hat die Stadt Bad Oeynhausen durch das Hannoveraner Planungsbüro SHP Varianten der Umgestaltung für die Mindener Straße erarbeiten lassen. Vier Möglichkeiten blieben unterm Strich übrig: eine vierspurige Trasse mit versetztem breiten Fuß- und Radweg auf der Südseite, zwei Spuren mit beidseitigem Radweg und durch eine Baumreihe getrennten Bürgersteig, zwei Spuren mit kombiniertem Geh- und Radweg sowie die Beibehaltung der jetzigen Situation. Reekers Favorit ist klar: „Wir wünschen uns eine Zweispurigkeit in Kombination mit Abbiegespuren.“ Auch habe ein Kreisel an der Ecke Mindener Straße/Herforder Straße oberste Priorität. „Dagegen wird es wohl schwierig werden, einen zweiten Kreisel an der Kreuzung Mindener Straße/Steinstraße/Eidinghausener Straße zu bauen, weil dort gleich vier Verkehrsströme aufeinander treffen.“  

In erster Linie der Abschnitt zwischen Dehmer Straße und Herforder Straße, beziehungsweise der Zufahrt zum Sielbad wird für Rückbauplanungen heran gezogen. „Der Ist-Zustand hat ja seit Jahrzehnten katastrophale Folgen für die Stadt. Wir sind als Stadt-Stau bekannt – nicht als Gesundheitsstandort.“ Gänzlich optimal wäre deshalb aus Reekers Sicht eine durchgehende Zweispurigkeit – vom Löhner Kreuz bis zum Anschluss in Rehme. „Aber man muss die Kirche im Dorf lassen“, winkt der Fachmann ab.  

Zudem seien die Verhältnisse entlang der Kanalstraße andere als an der Mindener: „Die Kanalstraße ist nicht so dicht bebaut, hat mehr Grün- und viele Gewerbeflächen.“ Dass der Verkehr nicht komplett verschwindet, dass die Mindener Straße eine Hauptverkehrsstraße bleibt und niemals eine verkehrsberuhigte Zone wird – all das ist Arnold Reeker klar. „Die Menschen sollen ja auch weiterhin in die Stadt kommen.“

Eine Kostenplanung für den Rückbau der Mindener Straße gibt es von Seiten der Stadt bisher nicht. „Es wird mehrere Millionen kosten – keine Frage.“ Deshalb sei eine Möglichkeit der Finanzierung der Bau des Radschnellweges: „Darüber gibt es derzeit den besten Förderzugang für die Umgestaltung“, ist Reeker überzeugt. „Wir versuchen aber, uns der Finanzierung von mehreren Seiten zu nähern, es gibt da keinen Königsweg und wir brauchen Geduld.“  

Ein Teil des Geldes könnte von Straßen NRW kommen, die einer Umgestaltung offen gegenüber stehen. „Wir würden einen Teil bezahlen“, sagt Sven Johanning, Pressesprecher von Straßen NRW. „Es wird eine ordentliche Summe sein, für den kompletten Umbau aber wohl nicht reichen.“ Im Zuge der Rückstufung von einer Bundes- zur Landesstraße würde der Landesbetrieb die Kosten für die Sanierung der vierspurigen Straße übernehmen. „Das Geld könnte dann die Stadt für den Umbau bekommen“, so Johanning. Grundsätzlich stehe Straßen NRW dem Rückbau offen gegenüber, Details müssten aber abgesprochen werden. „Es gibt natürlich Ansprüche an zum Beispiel Fahrbahnbreiten und ähnliches.“

Einen konkreten Zeitplan hat Arnold Reeker noch nicht in seiner Schublade. Aber dass der Umbau nicht unmittelbar mit der Eröffnung der Nordumgehung zusammenfällt, ist ihm bewusst. „Es darf keine Jahrzehnte dauern“, warnt der Fachbereichsleiter. 40 Jahre wie beim Bau der A30, dann hätte die Stadt verloren. „Schon mit zehn Jahren hätte ich ein Problem“, sagt er. „Es muss zwingend bis zum nächsten Jahrzehnt etwas passieren.

Technische Umsetzung: Angela Wiese

Hintergrundton: Hörspielbox

Impressum

Auf den Straßen in Löhne und Bad Oeynhausen
  1. Baustellen im Jahr 2016
  2. Luft nach oben: Der öffentliche Personennahverkehr
  3. Weichenstellung für die Bahnhöfe
  4. Zwei Autobahnen und die Bahn: Lärm in Löhne und Bad Oeynhausen
  5. Wenig Platz für Radfahrer in der Blechlawine
  6. Wunsch und Wirklichkeit