Schnelle Wege ins Internet
Breitband in Bad Oeynhausen und Löhne
VDSL, LTE, Kabel oder doch Sat-DSL?
So kommt man in Löhne und Bad Oeynhausen ins Internet gehen
Bad Oeynhausen. Wer länger als vier Minuten braucht, um einen zweistündigen HD-Film aus dem Internet herunterzuladen, surft wahrscheinlich noch über einfaches DSL (Digital Subscriber Line, digitaler Anschluss). In Bad Oeynhausen und Löhne sind vier Technologien verfügbar, die den Download zum Teil wesentlich schneller machen.
Bekannteste Alternative ist die VDSL-Technologie („v” für very; sehr schnell), die Downloadraten bis zu 100 Mbit/s verspricht. Dabei wird das Signal über Glasfaserkabel bis zu einem Verteilerkasten in der Straße transportiert und gelangt von dort aus über Kupferleitungen ins Haus. Die beworbenen 100 Mbit/s sind jedoch nur ein Spitzenwert. Denn je weiter das Haus vom Verteiler entfernt liegt, desto weniger Leistung kommt im Haus an.
Während klassische DSL-Angebote ab 20 Euro monatlich zu haben sind, kostet VDSL mindestens das Doppelte. Aber: Es lohnt sich zu vergleichen. Die Telekom ist verpflichtet ihre Leitungen auch anderen Anbietern zu vermieten, die zum Teil günstiger sind.
Deutlich zuverlässiger als beim VDSL sind die Geschwindigkeitszusagen beim von Unitymedia genutzten Fernsehkabel. „Im Gegensatz zur Telekom können wir die Geschwindigkeit in der Regel flächendeckend anbieten”, berichtet Eva-Maria Ritter, Pressereferentin von Unitymedia. In Bad Oeynhausen sind 87 Prozent aller Haushalte an das Kabelnetz angeschlossen, in Löhne 83 Prozent. Nicht immer ist das bis zu 200 Mbit/s schnelle Internet aber sofort verfügbar. In vielen Häusern mit Kabelfernsehen muss die Leitung zwischen Straße und Wohnung erneuert und der Verstärker im Haus ausgetauscht werden. Die nötigen Arbeiten übernimmt der Anbieter kostenfrei, wenn sich der Kunde für einen 24-Monats-Vertrag entscheidet.
Nachteil: Mit knapp 50 Euro ist das Kabel-Internet teurer als VDSL. Einen Wettbewerb gibt es nicht – das gesamte Kabelnetz in der Region gehört Unitymedia. Günstigere Tarife ab 20 Euro pro Monat mit geringerer Bandbreite gibt es nur für bereits angeschlossene Nutzer. Großer Nachteil des Kabelnetzes ist die geringe Upload-Geschwindigkeit. Es dauert beispielsweise länger Fotos zu einem Onlinefotolabor hochzuladen oder Mails mit großen Anhängen zu versenden.
Hintergrund ist die Beschaffenheit des Kabelnetzes, das primär für den Empfang von Kabelfernsehen ausgelegt ist, nicht aber zum Senden von Daten. Während über VDSL Uploads von bis zu 40 Mbit/s möglich sind, schafft das Kabelnetz höchstens 6 Mbit/s.
Ganz unabhängig von den verlegten Kabeln sind Nutzer über das Mobilfunknetz. Long Term Evolution (kurz LTE) ermöglicht Bandbreiten von bis zu 150 Mbit/s. Problematisch an der Technik: Die Nutzer müssen sich zusammen die verfügbaren Funkzellen teilen. Sind viele Nutzer im Netz eingebucht, wird das Herunterladen langsamer. Obwohl die Mobilfunkanbieter im Zeitalter des Smartphones kräftig investiert haben, wird die maximale Bandbreite nur zu nutzungsschwachen Zeiten erreicht.
Eine zuverlässige LTE-Abdeckung bietet in Löhne nur die Telekom, in Bad Oeynhausen Telekom und Vodafone. Außerdem haben Nutzer bei vielen Tarifen nur ein begrenztes Datenvolumen zur Verfügung. Wer zu viel herunterlädt, dem wird die Internetgeschwindigkeit stark gedrosselt. Vorteil: Bei einem Umzug kann der Anschluss ohne großen Aufwand mitgenommen werden. Rund 35 Euro kostet ein LTE-Anschluss pro Monat.
Liegt der Anschluss weit ab von stabiler Mobilfunk- und DSL-Versorgung ist Breitband per Satellit gegebenenfalls eine Lösung. Sogenanntes Sat-DSL erreicht Datenraten von 16 bis 22 Mbit/s. Wie auch beim LTE ist das Datenvolumen begrenzt. Hinzu kommt bei vielen Angeboten eine hohe Investitionssumme von 90 bis zu 500 Euro je nach Anbieter. Der monatliche Grundpreis schwankt je nach Leistung zwischen 20 und 70 Euro.
Breitband für die Wirtschaft
Handwerk und Unternehmen rüsten unterschiedlich für die Zukunft
Bad Oeynhausen/Löhne. In schwindelerregender Höhe reicht ein Zuruf, dann rollen die neuen Dachziegel ran. Dachdeckermeister Dirk Remmert aus Löhne hat gut zu tun. Trotz Winter sind seine Auftragsbücher gut gefüllt und die Kommunikation mit den Kunden funktioniert ganz ohne schnelle Internetleitung.
Remmert verzichtet auf eine eigene Internetseite. Doch immer mehr Handwerksbetriebe und Unternehmen im Werretal rüsten für die Zukunft, in der alle mit allen vernetzt sind: Wirtschaft 4.0.
Marco Rzeski, Inhaber der Klempnerei Koch, hat schon lange einen digitalen Kommunikationskanal geöffnet. Derzeit kommen noch 80 Prozent der Aufträge übers Telefon. „18 Prozent der Kunden schauen direkt vorbei und nur zwei Prozent gehen übers Internet”, schätzt Rzeski. Dennoch akualisiert er sein Angebot an Kloschüsseln, Armaturen und anderem Sanitärbedarf jede Nacht über die Datenbank seines Großhändlers.
Das ist auch nötig, denn seine Kunden sind gut informiert. Sie vergleichen die Preise, bevor sie sich entscheiden. Das Internet macht’s möglich. Außerdem ist seine eigene Lagerlogistik durch den Internetanschluss stets aktuell. Rzeski weiß so genau, welchen Flansch er liegen hat und welchen er nachordern muss.
Als im Sommer immer wieder mal die Leitungen ringsum den Kohlenhof in Melbergen gestört waren, weil die Telekom für schnelles Internet daran herum werkelte, haben sich einige Kunden besorgt erkundigt, ob es die Firma noch gibt. Rzeski: „Wir waren teilweise auch über Telefon nicht erreichbar.” Solche Kommunikationsprobleme hat der Dachdeckermeister Dirk Remmert natürlich nicht. „Eigentlich”, sagt er, „brauche ich nur ein Fax.”
Die Digitalstrategien der Handwerker sind überaus unterschiedlich. Das weiß auch die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. Geschäftsführer Wolfgang Borgert kommentiert das mit einem salomonischen Satz: „Nicht jeder braucht schnelles Internet, das ist wahr. Aber auch nicht jeder ahnt, dass er es braucht.”
Bei Bäckern und Dachdeckern steht die Zukunft womöglich noch nicht auf der Matte. Doch bei den Zuliefererbetrieben der Möbelindustrie ist sie längst angebrochen. Sie sind mit ihren Auftraggebern rund um die Uhr vernetzt, die Maschinen kommunizieren miteinander, Bedarfe werden digital abgestimmt. „Jeder Stillstand kommt diese Handwerksbetriebe teuer zu stehen”, sagt Borgert. Er plädiert für eine Priorisierung beim Ausbau des schnellen Internets: „Es ist Aufgabe der Städte und Gemeinden, einen Masterplan zu entwerfen.”
Bäcker und Möbelzulieferer brauchten dabei unterschiedliche Infrastrukturen. Die „digitale Reife” der Betriebe liege im Schnitt bei 30 Prozent aller Unternehmen, so Borgert und bezieht sich auf Erkenntnisse der Wirtschaftsberatung Roland Berger.
Die Gesundheitsbranche marschiert vorweg. Das Herz- und Diabeteszentrum (HDZ), Bad Oeynhausens größte Klinik, hat seit sechs Jahren eine Glasfaserverbindung ins weltweite Datennetz und nach Auskunft von Sprecherin Anna Reiss zuletzt im Sommer weiter in schnelleres Internet investiert. Seitdem ist eine zweite Glasfaserleitung (100 Mbit pro Sekunde) über einen zweiten Hausanschluss in Betrieb. So wurde die Kapazität verdoppelt.
Der Ausbau ist in erster Linie jedoch eine Kostenfrage. Wenn die Infrastruktur da ist, ist schnelles Internet preiswert. Im Gewerbegebiet an der Brückenstraße in Gohfeld zum Beispiel war die Infrastruktur lange nicht vorhanden. Auf der Versorgungskarte der Telekom klafften lange links und rechts von der Straße große, weiße Flecken.
Seit Sommer ist das anders. Und bei der Firma Steute, Weltmarktführer für medizinische Schalttechnik, ruckeln seitdem die Bilder der Videokonferenz auch nicht mehr. Steute hat neue Leitungen gebucht, und Sprecher René Scherer sagt: „Wir haben jetzt 40 Mbit pro Sekunde garantiert und sind damit zufrieden.” Steutes Onlineshop wird 24 Stunden, sieben Tage in der Woche aktualisiert.
Vernetztes Arbeiten wird aber auch in der Produktion immer wichtiger. Das produziert weiteren Datenverkehr. Die neuen Leitungen haben jedoch noch „Luft nach oben”, so Scherer. Die freien Kapazitäten könnten womöglich bald gebraucht werden, glaubt der Steute-Sprecher: „Die Smart Factory ist die Zukunft.”
(K)ein freies Internet für alle
Das Freifunknetzwerk in Bad Oeynhausen krankt an Routern, die offline sind. In Löhne funktioniert das Netz, aber es gibt wenige Anbieter
Bad Oeynhausen. „WLAN verfügbar.” Mit diesem Hinweisschild an der Tür versuchen Cafés und Geschäfte Kunden in ihren Laden zu locken, die gerne mit Handy und Notebook im Internet surfen. Zwar gibt es auch in Bad Oeynhausen mit dem sogenannten „Freifunk” ein Netzwerk, dass mit Hilfe der Internetzugänge von Privathaushalten und Firmen ein für Jedermann offenes WLAN-Netz zur Verfügung stellt.
Allerdings funktioniert das Netz vielerorts nicht, obwohl es gut verbreitet ist. „Das Freifunknetz ist zum Beispiel fast in der gesamten Klosterstraße empfangbar”, sagt Andreas Edler, der die Initiative vor knapp zwei Jahren anschob. „Allerdings sind viele der Zugänge nicht online, weil die Geschäfte die Router nicht ans Internet anschließen”. Oftmals mangelt es am technischen Verständnis.
Viele Geschäftsinhaber, beispielsweise von Augenoptik Niemeyer, wurden offenbar nicht ausreichend informiert, wie sie das Gerät ans Internet anbinden müssen. Andere haben Sorge um ihre Daten: Die Brunnenapotheke verbindet ihren Router bewusst nicht mit ihrem Internet, weil das Kassensystem über die Verbindung läuft.
Grundsätzlich ist es kein Problem, wenn nicht alle Geräte über einen Internetzugang verfügen, da sich die Router untereinander vernetzen. Wenn aber nur sehr wenige ihren Internetzugang bereit stellen, können die Nutzer ihr Handy oder Notebook zwar mit dem WLAN-Netz verbinden, erhalten aber nur einen sehr langsamen Zugang ins Internet, erklärt Edler.
Ein Problem, mit dem auch Andreas Klausen mit seiner Gaststätte zu kämpfen hat. Da die Verbindungen über Freifunk zu langsam sind, will er ab März ein eigenes Gäste-WLAN aufbauen und sich aus dem aktuellen Freifunknetz zurückziehen.
Ein gut funktionierendes Freifunknetz gibt es dagegen in Löhne. Zwar stehen hier nur vier Zugangspunkte zur Verfügung, allerdings sind diese im Unterschied zu Bad Oeynhausen auch mit dem Internet verbunden. „Hier haben die Geschäftsleute den Vorteil für ihre Kunden erkannt”, erklärt Freifunk-Mitinitiator Alexander Hermelink.
Größte Hemmschwelle, sein Internet über Freifunk zur Verfügung zu stellen, ist die sogenannte Störerhaftung, also die Verantwortlichkeit für Straftaten, die über das Netz begangen werden. „Völlig unbegründet”, meint Johanna Feuerhake, Fachanwältin für Medienrecht aus Göttingen: „Freifunknetzwerke haben das selbe Privileg wie Internetprovider: Der Anbieter haftet nicht für Verstöße darüber”. Da die Verbindungen über über sogenannte VPN-Tunnel ins Ausland führen, lasse sich das Signal sowieso nicht nachvollziehen, erklärt Andreas Edler.
Ausgerechnet die Stadt Bad Oeynhausen, die in Sachen Wirtschaftsförderung ein reges Interesse am Freifunknetzwerk haben müsste, ist nicht Teil davon. „Das ist noch nicht abschließend beschlossen”, erklärt Pressesprecher Volker Müller-Ulrich die Zurückhaltung der Stadt.
Dass Hotspots als Kundenwerbung dienen, hat unter anderem der Werre-Park erkannt, der seinen Kunden täglich zwei Stunden kostenlosen Internetzugang anbietet. Auch viele Schnellrestaurants in Bad Oeynhausen stellen ihr WLAN-Netz für einige Stunden ohne Bezahlung zur Verfügung.
Weit verbreitet in Bad Oeynhausen und Löhne ist das WLAN-Netz der Telekom. Wer sich hier einloggt, wird aber zur Kasse gebeten. Nur eigene Kunden mit entsprechenden Tarifen kommen kostenfrei in die sogenannten „Telekom-Hotspots”.
Wie Städte freies Internet gezielt nutzen, zeigt unter anderem Paderborn: Dort sind sogar Stadtkarten und Webcams über das WLAN abrufbar. In Leverkusen ist die Stadt sogar selbst größter Anbieter des Freifunknetzes. In Lage hat die Stadt Router für ihre Gewerbetreibenden angeschafft, um die Idee voranzubringen.
Ausbauqualität des Internets noch fraglich
Ein Wirtschaftsförderer jongliert mit Förderprogrammen, und die Bad Oeynhausener Verwaltung stößt eine Marktanalyse an
Bad Oeynhausen. Was vor drei Jahren als schnell galt, bekommt heute den Zusatz „Schneckentempo”. Rasant ändern sich die Anforderungen an die Mindestgeschwindigkeit des Internets und ebenso schnell wechseln die Voraussetzungen für Fördermittel von Bund und Land. Aber auf Fördermittel ist eine seit Jahren klamme Kommune wie Bad Oeynhausen in Sachen schnelles Internet angewiesen.
„Vor vier Jahren war nur der Ausbau in Gebieten förderungswürdig, in denen die Ladegeschwindigkeit weniger als zwei Mbit/s betrug. Bad Oeynhausen war nicht förderungswürdig”, erinnert Bad Oeynhausens Wirtschaftsförderer Patrick Zahn, in dessen Zuständigkeitsbereich auf städtischer Seite der schnelle Weg ins Netz fällt.
Das Thema „Breitbandversorgung” beschäftigt den Wirtschaftsförderer seit 2012. Vorher war das Thema Internet dem Fachbereich „Bauen und Stadtplanung” zugeordnet. „Zuerst haben wir uns mit der Frage befasst, wie es in den Gewerbegebieten aussieht”, sagt Zahn. Im August 2013 befasste sich erstmals die Politik im Ausschuss für Stadtentwicklung mit dem Thema Breitbandversorgung. „In den Wohngebieten galt damals die Versorgung als ausreichend, in den Gewerbegebiete gab es Mängel”, fügt Zahn hinzu. Auf Kreisebene habe es zu dem Zeitpunkt lediglich einen Arbeitskreis gegeben. Erst jetzt – mehr als fünf Jahre später – habe die Kreisverwaltung begonnen auf Drängen der Kommunen einen Masterplan zu erarbeiten.
Im Frühjahr 2013 startete die Bad Oeynhausener Wirtschaftsförderung eine Unternehmensbefragung. „Wir haben zudem Kontakt zu den lokalen Netzbetreibern Telekom und Unity Media aufgenommen. Mit der Frage im Hinterkopf: Wie können wir als Stadt dem Anbieter den Ausbau schmackhaft machen. Druck machen kann man da nicht”, weiß Zahn.
Anfang 2014 hätten sich die Förderrichtlinien geändert, fügt Verena Baumeister hinzu, die in der städtischen Wirtschaftsförderung zuständig für die Akquise von Fördermitteln ist. Die neuen Richtlinien besagten, dass in Gebieten, in denen sich der Netzausbau für die kommerziellen Netzbetreiber nicht lohnt, Fördermittel eingesetzt werden sollen. Mit diesem Förderprogramm haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung im November 2014 befasst und sich für eine Markterkundung und eine Bürgerinformation ausgesprochen. „Drei Wochen nach der Beschussfasung hat uns die Telekom über den Ausbau des 05731-Gebietes informiert“, erinnert Patrick Zahn. Im Mai 2015 teilte die Telekom der Stadt mit, dass sie auch das 05734-Gebiet im Norden der Stadt ertüchtigen wolle. Beide Maßnahmen sind – wie berichtet – mittlerweile abgeschlossen.
„Ob dieser Ausbau flächendeckend ausreicht, zeigt sich aber erst in Zukunft”, sagt Zahn. „Wir wissen aber jetzt schon, dass Teile der Gewerbegebiete nicht ausreichend ausgebaut sind”, fügt der Wirtschaftsförderer hinzu. Zeigen soll dies die Marktanalyse.
Für die Nachrüstung des Netzes in ländlichen Gebiet hat der Bund im Oktober 2015 ein Förderprogramm aufgelegt. Aber während der Kreis Herford und die Stadt Bielefeld bereits Förderregion sind, sieht es für die Stadt Bad Oeynhausen schlecht aus – auch weil der Kreis Minden-Lübbecke mit seinem Masterplan hinterher hinkt.