Lebensader und Barriere

Die Werre zwischen Löhne und Bad Oeynhausen

Neue Westfälische

Ein Blick auf die Geschichte

Wie sich der Lauf der Werre verändert hat

Jörg Stuke

Die Geschichte der Werre im Bereich Löhne und Bad Oeynhausen reicht zurück bis in die Eiszeit und ist in mehr als 200 Jahren geprägt von Eingriffen des Menschen in den Flusslauf.

Laut Johannes Henke, ehemals Heimatpfleger der Städte Bad Oeynhausen und Löhne, „pendelte die Werre in der letzten Kaltzeit (80.000 bis 10.000 vor Christus) in gewaltigen Flussschlingen hin und her“. Ihr potenzielles Überschwemmungsgebiet, so Henke, habe von der heutigen Linie der Nordbahn bis zur Höhe der Werster Straße gereicht. Bis zu 25 Meter mächtige Sand- und Kiesschichten lagerte diese „Urwerre“ im Laufe der Jahrtausende ab.
Die breiten Ufer der Werre waren schon früh beliebte Siedlungsgebiete. An ihrem Ufer siedelten vermutlich schon in der Jungsteinzeit (5.000 v. Chr.) Menschen, wie umfangreiche Funde aus Rehme, Werste oder Obernbeck belegen.
Der Fluss war Fischgrund und Transportweg für Holz. Er war aber auch Barriere und tödliche Falle, wie das Beispiel der Kirchgänger zeigt, die die Überquerung der Werre von Dehme nach Rehme 1775 nicht überlebten.
Dabei ist der Fluss stetig umgestaltet worden. Zunächst suchte sich die Natur immer wieder neue Strecken für den Wasserlauf, dann griffen die Menschen massiv in das Bett der Werre ein. Nachhaltigsten Einfluss auf die Werre hatte vermutlich der Bau des Sielwehres in Werste. Mit dem Wehr wurde der Fluss gebremst, fortan aber auch als Energiequelle genutzt – zum Antrieb der Förderpumpen für die frühen Salinen in „Neusalzwerk“. Die Geschichte der Werre ist aber wesentlich auch eine Geschichte der Begradigungen. Noch in den 80er Jahren nahmen die Wasserbauer beim Bau des Löhner Stauwehrs der Werre einen Arm ab, während andernorts schon der naturnahe Rückbau der Flüsse geplant wurde.
Sie ist aber auch eine Geschichte der Kuriositäten: Denn über fast 500 Jahre ließ die Menschen im Werretal der Gedanke offenbar nicht los, ihren kleinen Fluss zu einem Schifffahrtsweg zu machen.

Schiff ahoi: Die Werre als Wasserstraße

Herford als Hafenstadt: Dieser Gedanke war für die Hansestädter offenbar so verlockend, dass sie über fünf Jahrhunderte immer wieder den Plan von der Schiffbarmachung der unteren Werre auf die Tagesordnung setzten. Der Herforder Archivar und Museumsleiter Rainer Pape hat in seiner Schrift von 1963 insgesamt acht Pläne aufgelistet, die Werre zwischen Rehme und Herford für den Schiffsverkehr auszubauen.
Der erste Plan stammt aus dem Jahr 1457. Die Verhandlungen zwischen der Stadt Herford und dem Bischof von Minden sollen damals schon weit gediehen sein. Warum sie dann scheiterten, das sei heute wohl nicht mehr feststellbar, stellt Pape fest.
Ähnliches scheint auch für die folgenden Pläne aus den Jahren 1557, 1640, 1896, 1898, 1904, 1908, und 1919 zu gelten.
Gerade die Planungen zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren schon recht ausgefeilt. Neben dem Ausbau des Flussbettes waren auf der Strecke zwischen Herford und Rehme vier Schleusen vorgesehen.
Die Werre sollte so ertüchtigt werden, dass sie für 600-Tonnen-Schiffe passierbar gewesen wäre. Solche Schiffe wären 25 Meter lang und acht Meter breit gewesen. Dazu hätte der Fluss auf eine durchgängige Wassertiefe von 2,50 Metern ausgehoben werden müssen. Zudem hätten zahlreiche Brücken neu gebaut werden müssen.
Das trieb die Baukosten in die Höhe. Auf acht Millionen Mark wurden die Baukosten geschätzt – 386.000 Mark für jeden der 24,5 Flusskilometer. Und es gab schon damals Zweifel, ob diese Summe reichen würde.
Im April 1920 teilt der zuständige Minister den Herfordern mit, dass „die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens nicht nachgewiesen“ sei. Ein Argument, das auch alle späteren Gedankenspiele an eine Schiffbarmachung der Werre im Keim erstickte.

Immer geradeaus: Fluss ohne Schwung

Die Karte von 1837 zeigt noch eine Werre in jugendlichem Übermut: In kühnen Schwüngen schlängelt 
sich der Fluss durchs Werretal. 80 Jahre später eilt die Werre deutlich zielstrebiger gen Weser.
Allein auf dem Löhner Abschnitt hat sie in dieser Zeit rund zwei Kilometer Länge verloren. Die erste große Begradigung, von der Joachim Kuschke berichten kann, fand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts statt: Etwa in Höhe der Baggerteiche an der Bünder Straße wurde dem Fluss eine Schleife abgeschnitten. „Der Grund“, so der Löhner Stadtarchivar, „war vermutlich der Wunsch, Ackerland zu gewinnen.“

Dokumentiert ist das bei der Begradigung der Werre in Höhe des heutigen Kaisercenters in den Jahren 1860 bis 1870. „Das soll damals von Landwirt Rolfsmeyer ausgegangen sein, dessen Land in der Flussschleife ständig überflutet wurde“, sagt Kuschke.
Noch älter allerdings sind die Eingriffe in die Werre am Werster Siel. Laut Chronist Hans Kahre wurde schon 1753 das erste Sielwehr samt Kokturkanal gebaut. Mühsam in Handarbeit ausgehoben, von zeitweise 170 Arbeitern, wie Kahre beschreibt. Ziel war, die Werre aufzustauen, um Wasser in den Kokturkanal umzuleiten.
Über den Kanal wurde ein Mühlrad angetrieben, das wiederum Sole auf die Salinen des frühen „Neusalzwerkes“ pumpte. Das erste Sielwehr war ein Verbau aus senkrechten Holzpfählen (deshalb hieß es „Nadelwehr“), zwischen die Weidenruten geflochten wurden. So ließ sich der Wasserstand der Werre schon damals regulieren. Das heutige Sielwehr entstand 1957, da wurde auch die heutige Sielbrücke eingeweiht.
Mit mächtigem Maschineneinsatz ging es acht Jahre später dem Lauf der Werre unterhalb des Wehres an den Kragen. Schwere Raupenschlepper begradigten das Werrebett und schoben Dämme auf, damit das Wasser bei Hochwasser schneller Richtung Weser fließen sollte.
Während damit in Bad Oeynhausen die wesentlichen Eingriffe beendet waren, legte Löhne noch nach: 1982 ließ der Werre-Wasserverband das Stauwerk in Höhe der Obernbecker Schützenstraße bauen. Die Fünf-Pfenningsbrücke wurde abgerissen. Und die Werre, die bis dahin im Bogen fast bis an die Bünder Straße floss, begradigt.
Derlei Begradigungen und Eingriffe in den Uferbereich wertet Biologe Burkhard Kriesten als „katastrophal“. Seine Untersuchung dazu im historischen Jahrbuch für den Kreis Herford von 1993 trägt den Titel: „Wie ein Fluss den Bach runtergeht“.

Hol’ über: Furten, Fährten und Brücken

Auch wenn die Werre nur selten zum reißenden Strom wird: Der Fluss kann zur tödlichen Falle werden. So geschehen im Februar 1775, als die Rehmer dem Preußischen König „allerunterthänigst“ kundtaten, dass sich ein tragisches Unglück an der Werre zugetragen habe. Als fünf Dehmer auf dem Weg zur Kirche in Rehme den Fluss überqueren wollten, seien drei der Kirchgänger ertrunken. Anlass für Prediger Schrader, den König „anzuflehen, zur sicheren Überkunft derer Eingepfarrten aus der Bauerschaft Dehme eine Brücke anlegen zu lassen.“ Die preußische Domänenkammer in Minden hörte die Bitte wohl, erfüllte sie aber nicht.
Brücken waren im 18. Jahrhundert im Werretal noch ein sehr rares Gut. Während es heute in Bad Oeynhausen und Löhne 19 Brücken über die Werre gibt, waren die Menschen vor 300 Jahren noch auf Furten und Fähren angewiesen. Wegen des breiteren und damit flacheren Flussbettes aber gab es auch deutlich mehr Stellen, an denen man es wagen konnte, den Fluss zu überqueren. Frühe Fähren gab es in Rehme und in Obernbeck. Dort war die Bringwattsche Fähre bis Anfang der 60er Jahre in Betrieb.
Die älteste Brücke über die Werre befand sich vermutlich an der heutigen Brückenstraße. Hier war schon im 30-jährigen Krieg (1618-1648) eine Holzbrücke, weiß Löhnes Stadtarchivar Joachim Kuschke. Es soll aber sogar schon im 16. Jahrhundert eine Brücke in diesem Bereich gegeben haben. Beim Bau der 1800 vom Freiherrn von Stein geplanten Chaussee – ein Teil davon ist heute die Koblenzer Straße – habe die Brücke an Bedeutung verloren. 1920 entstand an der Gastwirtschaft Rasche (heute Café Wien) die steinerne „Franz-von-Borries-Brücke“, die 1972 durch die heutige Betonkonstruktion abgelöst wurde.
Nach Entstehung des Löhner Bahnhofes wurde 1867 die Kronprinzenbrücke gebaut. Die Konstruktion erwies sich als kurzlebig: Sie stürzte 1881 ein. Die heutige Brücke entstand 1905.
Auch die Brücke am Werster Siel ist zumindest für Radler und Fußgänger eine wichtige Verbindung über den Fluss. Eine erste Brücke entstand hier 1753 mit dem Bau des ersten Wehres.
Ein besonderes Verhältnis zum Fluss hat die Autobahn 30. Sie quert in Löhne und Bad Oeynhausen die Werre vier Mal: Zwei Brücken gibt es auf der alten A30-Trasse, zwei auf der Nordumgehungs-Trasse.

Endstation Sielwehr

Die Werre erholt sich langsam von den Sünden Vergangenheit

Nicole Bliesener

Früher war nicht alles besser – Wasserqualität und Artenvielfalt in der Werre beispielsweise. Nach der Hochphase der Umweltverschmutzung in den 70er und 80er Jahren zählten Experten 1990 in dem Fluss nur noch etwa 20 Arten. „Heute sind es rund 80“, sagt Eckhard Nolting, Biologe und Gewässerexperte der Bad Oeynhausener Stadtverwaltung. Und es sollen weit mehr werden.

In der Werre tummeln sich heute die Fischarten Elritze, Döbel, Steinbeißer, Stichling, Aal, Rotauge, Gründling, Hasel, Flussbarsch, Äsche, Bachforelle, Barbe, Zander, Hecht, Kaulbarsch, Neunauge. „Wieder häufiger zu beobachten an der Werre sind Eisvögel und die Wasseramsel“, sagt Eckhard Nolting. Ebenso das eher seltene Insekt, die Gebänderte Prachtlibelle.

Einleitungen, Aufstauungen und Begradigungen haben der Werre im vergangenen Jahrhundert arg zugesetzt. In Zukunft sollen Flora und Fauna am Fluss wieder bessere Lebensbedingungen vorfinden. Grundlage dieses Vorhabens sind Leitbilder, die die Europäische Union aufgestellt hat. „Einfach ausgedrückt: Der Fluss soll fließen“, fasst Eckhard Nolting das Ziel zusammen. Wichtigste Voraussetzung dafür ist die Absenkung der Staustufe am Sielwehr.


Probeabsenkungen der Werre haben gezeigt, wie sich das Leben im Fluss binnen kürzester Zeit vervielfacht. Bestes Beispiel dafür ist der Steinbeißer. Sein Bestand hat sich mittlerweile gut entwickelt. Doch seiner Ausbreitung stehen die vielen Wehre der Werre im Wege, an deren Durchgängigkeit aber gearbeitet wird. Seinen Namen verdankt der Steinbeißer seiner Ernährungsweise, weil er kleine Steinchen und Sand durchkaut, Kleintiere und anderes organisches Material daraus entnimmt und den Rest über die Kiemen wieder ausstößt.

Er bewohnt bevorzugt langsamfließende Gewässer mit einem feinkörnigen Sohlensubstrat. Seine Besonderheit, aus verschluckter Luft über den Darm Sauerstoff aufnehmen zu können, lässt ihn auch im Sommer in aufgeheizten Gewässern überleben. Wirtschaftliche Bedeutung hat der kleine Fisch nicht, weshalb es auch nur wenige Unterlagen über seine historische Verbreitung gibt. Steinbeißer sind durch die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützt. Deshalb wurde ein Teil der Werre auf Löhner Gebiet als FFH-Gebiet für diese Schmerlenart ausgewiesen. Der Kreis Herford und die Anrainer-Kommunen haben somit die Verantwortung, dass die FFH-Art Steinbeißer in den Gewässern gute Lebensbedingungen vorfindet, damit die Art erhalten bleibt und sich weiter ausbreitet. Dort dürfen keine Maßnahmen durchgeführt werden, die den Lebensraum der Tiere verschlechtern und den Bestand beeinträchtigen.

Die Wehre, allen voran das Sielwehr, sind aus einem weiteren Grund problematisch. Einige Arten von Wanderfischen wie Lachse und Forellen können sie nicht überwinden. Für Barben, die als erwachsene Fische aus dem Meer zum Ablaichen wieder in die Werre zurückschwimmen, stellt das Sielwehr ein überwindbares Hindernis dar. Barben können bis zu 70 Zentimeter groß werden. „Jetzt in der zweiten Maihälfte kommen sie zurück“, erklärt Nolting. „Von der Brücke an der Eidinghauser Straße kann man beobachten, wie sie aus dem Wasser hochspringen.“ Der muntere Drang in die Laichgebiete findet aber am Sielwehr ein jähes Ende. „Da drücken sie sich dann am Wehr die Nasen platt und müssen notlaichen“, formuliert Nolting etwas salopp.

Eigentlich brauchen Barben als Laichgebiete einen Grund aus Sand und Kies. Ebenso wie der Steinbeißer, der diese Bedingungen jenseits des Sielwehres westlich der Schützenbrücke vorfindet.
Vor Jahrzehnten sind die Ufer befestigt worden und das Flussbett über große Strecken mit einem Vlies ausgekleidet worden. Die Folge: Wasserpflanzen haben kaum eine Chance. Auch kann sich weder Sand noch Kies ablagern. „In Höhe des Löhner Gymnasiums hat sich die Schicht am Rand gelöst und Sand und Kies haben sich wieder abgelagert“, sagt Nolting. Diesen Lebensraum braucht der selten gewordene Steinbeißer.
Ökologische Nischen wie diese gibt es für jede Art. Dazu gehören auch Gebiete, die immer mal wieder überschwemmt werden und Altarme der Flüsse. Amphibien wie beispielsweise der selten gewordenen Feuersalamander brauchen ruhige Bereiche, ebenso wie manche Vogelarten. Seichte Uferbereiche mit Kiesablagerungen benötigt der Regenpfeifer als Tarnung für seine Brut. Zum Lebensraum Flusslandschaft gehört auch ein Auwald. „Den müsste es eigentlich geben“, so Nolting, „davon haben wir immerhin noch ein Relikt – nämlich den Sielpark.“

Zurück zur Natur: Zukunft im Fluss

Die Veränderungen, die die Menschen in Bad Oeynhausen und Löhne der Werre über Jahrhunderte zugemutet haben, haben der Qualität des Flusses, seinem Wasser und seinen tierischen Bewohnern nicht gut getan. Zwar hat der Bau der Klärwerke im Einzugsbereich der Werre die Qualität des Werre-Wassers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder deutlich verbessert.
Doch um den Fluss wieder zu einem wirklich naturnahen Lebensraum zu machen, sind weitere Anstrengungen notwendig. Entsprechendes sieht auch die Europäische Wasserrahmen-Richtlinie vor, die eine Absenkung der Staustufe am Sielwehr fordert.  

Große Teile der Bad Oeynhausener Politik aber sperrten sich jahrelang gegen einen solchen Umbau des historischen Wehres. 2014 gab es endlich einen Beschluss im Bad Oeynhausener Stadtrat: Demnach soll das Wehr um 80 Zentimeter abgesenkt werden. Das Sielwehr soll naturnah umgebaut, die Werreaue im Sielpark deutlich aufgewertet werden. Etwa 100 Meter unterhalb des Wehres soll ein Wasserkraftwerk entstehen.
Da aber noch nicht geklärt ist, in welcher Weise ein solches Kraftwerk vom Land gefördert werden kann, ist seine Verwirklichung noch nicht sicher. Derzeit wartet die Stadt in dieser Sache noch auf eine Stellungnahme von NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Damit die Absenkung des Sielwehres im Oberlauf nicht zu einer zu starken Absenkung des Flusspegels und damit auch des Grundwasserspiegels kommt, soll das Flussbett im Löhner Bereich erhöht werden. Dazu soll eine sogenannte Sohlgleite unter der Löhner A30-Brücke über die Werre gebaut werden.
Der Umbau des Wehres und der Neubau der Sielbrücke sind für 2018 geplant. Aktuell laufen die Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit.

Die gute Nachricht: Wenn das Wasser kommt, wird es weniger sein. Nach neuen Berechnungen würde eine Hochwasserwelle geringer ausfallen, als vor Jahren befürchtet. In Kombination mit dem Umbau des Sielwehres 2018 und der naturnahen Gestaltung der Werre sind neue Deiche überflüssig. Projekte, die in Bad Oeynhausen und Löhne über Jahre geplant wurden, liegen derzeit auf Eis. „Akut haben wir keinen Handlungsbedarf“, sagen die beiden Gewässerbeauftragen Eckhard Nolting (Bad Oeynhausen) und Ralf Isemann (Löhne) übereinstimmend.
Nach den neuen Berechnungen der Bezirksregierung Detmold würde eine Hochwasserwelle deutlich geringer ausfallen, als 2005 angenommen.

„Statt 490 Kubikmeter pro Sekunde kämen bei einem sogenannten 100-jährigen Hochwasser nur noch 420 Kubikmeter Wasser die Werre hinab“, erklärt Eckhard Nolting. „Damit würden das neue Rückhaltebecken in Löhne – zwischen Schützenstraße und Entenhof – ausreichen“, ergänzt Ralf Isemann. Die Fachmänner gehen davon aus, dass die neu geplanten Deiche von Werste bis Gohfeld, an der Blutwiese oder in Ostscheid, nicht mehr gebraucht werden. „Wir hatten dafür bereits das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und beide Städte hatten Grund erworben“, erklärt Isemann. Die neuen Deiche sollten, anders als in den 50er Jahren, nicht direkt an der Werre entstehen, sondern nahe der Wohnbebauung. „Ackerflächen können ruhig überflutet werden, dort ist Platz, da gefährdet das Wasser niemanden“, sagt Isemann zu den Retentionsflächen.

Gut eine Millionen Euro hatten Bad Oeynhausen und Löhne für den Deichbau an die Seite gelegt. Als der Deichverband 2008 aufgelöst wurde übernahmen die Städte seine Aufgaben. Dafür bekam die Kurstadt vom Land 1,45 Millionen Euro (925.000 Euro für die Sanierung des Sielwehres, 525.000 Euro für den Deichbau), Löhne 450.000 Euro. Geld, das nun anderweitig genutzt werden soll. „Wir werden 2018 das Wehr verändern und die Werre umgestalten“, erinnert Arnold Reeker, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Bauen bei der Stadt Bad Oeynhausen. Dafür kommt das Geld gerade recht.


Entstehen soll in Werste eine sogenannte „Raue Gleite“ mit einem Werrestrand und Sitzsteinen. „Wir wollen den Fluss erlebbar machen“, sagt Eckhard Nolting. Dafür wird das Sielwehr um 80 Zentimeter abgesenkt. Strahlursprungsgestaltung nennt das Nolting. Um einen Überblick über alle Maßnahmen zu bekommen, wird derzeit ein Gesamtkatalog erarbeitet, der 2016 vorgestellt werden soll. „Es sind viele kleine Maßnahmen“, weiß Reeker. Bei denen auch das Kanalsystem eine Rolle spielt. Im Falle von Starkregen muss es in der Lage sein, die Wassermassen aufzunehmen. „Nur so können die Flüsse entlastet werden“, sagen Nolting und Reeker.  

Auch Ralf Isemann sieht eine deutlich größere Gefahr in den lokalbegrenzten Hochwassern: „Wenn in Mennighüffen die Wassermassen vom Himmel kommen, läuft der Ostscheider Bach voll – und dann bekommen die Anlieger massive Probleme.“ Seit 30 Jahren ist Ralf Isemann in Löhne für die Gewässer zuständig. Und sagt: „In all der Zeit ist keine Gefahr von der Werre selbst ausgegangen.“ Das letzte „richtige“ Hochwasser sei 1946 gewesen. „Und 1986 war die Werre bis zur Deichkante randvoll.“
Elf Jahre alt sind die aktuellen Berechnungen zum Hochwasser. „Neue Daten wird es erst nach Absenkung des Wehres geben“, weiß Ralf Isemann. Der zugleich aufzählt, was seit 2005 in Sachen Hochwasserschutz passiert ist: „Es wurden Rückhaltebecken gebaut – auch an den Zuflüssen, größere Auen geschaffen durch Renaturierung und die Überflutungsräume vergrößert.“
Trotzdem gibt es in Löhne zwei Gebiete, die weiterhin Probleme bei Hochwasser bekommen werden: die Gewerbegebiete Falscheide und Schillenbrink. Weil zwischen Werre und Bebauung kein Platz für einen Deich ist.
Erst einmal aber wartet Löhne jetzt sehnsüchtig auf die Absenkung des Sielwehres. „Das haben wir uns schon 2006 gewünscht“, sagt Isemann. Dann komme die Werre in Löhne endlich zum Fließen. „Derzeit ist sie eine stinkende Badewanne.“

Am Ufer des Flusses

Wie die Menschen das Leben links und rechts vom Wasser genießen

Dirk Windmöller

Industrie und Landwirtschaft

Kaum in Löhne angekommen, fließt die Werre an einem Stück Industriegeschichte vorbei: Die Oberbehmer Mühlenwerke, heute bekannt als Entenhof, liegen am Flussufer. Die Gebäude werden aufwendig saniert. Die ehemalige Mühle ist eines von wenigen Gebäuden, dass in Löhne und Bad Oeynhausen so dicht im Fluss steht. Geprägt ist das Ufer durch Wiesen und Weideland. „Der Uferbereich ist dafür vernünftig zu gebrauchen“, sagt Rainer Meyer, Kreislandwirt des Kreises Minden Lübbecke. Begrenzt sind die Weiden an vielen Stellen durch den Deich, auf dem auch der Fuß- und Radweg verläuft.

Naherholung

Der Freizeitfaktor spielt am Ufer des Flusses eine wichtige Rolle. In Löhne sind besonders viele Menschen mit Hund unterwegs. „Kein Wunder, hier wird im Gegensatz zu Bad Oeynhausen geduldet, dass die Hunde ohne Leine laufen“, sagt die Löhnerin Audrey Wilkinson. Sie ist mit Tochter Kimberly und dem Bordercollie Lexa an der Werre unterwegs.

Die Hündin genießt ihre Freiheit und die Wilkinsons die schöne Umgebung. „Hier haben wir die Naherholung vor der Haustür“, sagt Audrey Wilkinson. Die drei sind am Schützenwehr unterwegs. Besonders beliebt bei Hundebesitzern ist auch der sogenannte Hundestrand an der Karl-Kröger-Brücke in Löhne-Ort. Das Ufer der Werre dient auch Spaziergängern und Freizeitsportlern als perfektes Naherholungsrevier. An schönen Tagen staut es sich manchmal. Gerne mit seinem Rad an der Werre unterwegs ist auch Jörg Zander, Sprecher der Bad Oeynhausener ADFC-Gruppe. „Am Fluss lässt es sich schön radeln“, sagt er . Allerdings gibt es Einschränkungen: „Der Weg ist teilweise in einem grottenschlechten Zustand. Dazu kommt, dass der Belag bei Trockenheit extrem staubig ist.“

Gastronomie

Alfio und Loredana Putrino betreiben seit 21 Jahren das Brückenhaus in Löhne. Das Gasthaus liegt direkt am Fluss, neben dem Schützenwehr. „Eine unserer Terrassen bietet den direkten Blick auf die Werre. Die Gäste mögen das sehr. Das Wasser beruhigt so schön“, sagt Alfio Putrino. In Bad Oeynhausen sind die Sielterrassen am Werreufer eine Institution. Das Tanzlokal ist heute unter dem Namen „Sielpalais“ bei Gästen weit über Bad Oeynhausen hinaus beliebt. Zwar nicht mehr direkt an der Werre, aber nur eine Katzensprung entfernt von ihrer Mündung in die Weser liegt die Weserhütte. Und so bietet der Fluss an vielen Stellen auch Genuss.

Flora und Fauna

Das Flussufer bietet einen großen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. „Besonders schön finde ich, dass wir hier die seltenen Eisvögel haben“, sagt die Biologin Heike Nolte, die als Umweltexpertin bei der Stadt Löhne arbeitet. Die könne man besonders gut vom Kanu aus sehen. „Die Vögel sitzen in den Ästen und suchen das Wasser nach Fischen ab.“ In den Weidengebüschen entlang der Werre seien auch viele Nachtigallen heimisch. „Wir haben auch ungebetene Gäste. Immer wieder werden auch Waschbären gesehen, die hier nicht hin gehören“, sagt sie. Der direkte Übergang zwischen Wasser und Land ist geprägt durch Gräser. „Oft steht dort Rohrglanzgras“, sagt die Biologin. Dieses und andere Gräser biete Lebensraum für Fischer und die gebänderte Prachtlibelle. Auch bei den Pflanzen gibt es Arten, die nicht gewünscht sind. „Der Riesenbärenklau, der japanische Staudenknöterich und das indische Springkraut verdrängen heimische Pflanzen“, sagt Nolte.

Nordumgehung

Alles ruhig friedlich am Fluss? Das kann man so nicht sagen. Die Werre und damit auch ihr Ufer hat ihr Gesicht in den letzten Jahren noch mal entscheidend verändert. Zu den zahlreichen Brücken sind noch zwei hinzugekommen. Und die haben es in sich: Sie markieren den Anfang und das Ende – je nachdem, aus welcher Richtung man sich nähert, auch umgekehrt – der Nordumgehung. Noch ist die Autobahn nicht in Betrieb. Vor 2018 rollt der Verkehr dort nicht. Doch dass es im direkten Brückenbereich mit der Ruhe vorbei ist, dürfte sicher sein.

Sandiges Vergnügen

In Bad Oeynhausen gibt es einen Ort am Werreufer, der einzigartig für den Fluss ist: die Sandfläche im Siel, die bei Hochwasser auch schon mal überspült wird. Verschiedene Veranstaltungen finden hier jährlich statt. Den Saisonstart macht immer im April ein hochklassig besetztes Reitturnier, das Deutsche Championat der Berufsreiter.
Der Sportverein Eidinghausen-Werste (SVEW) richtet auf dem Sandplatz vom 24. bis 26. Juni zum 13. Mal sein Beach-Soccer-Turnier aus. „Das ist ein schönes Jugendturnier. Die Kids haben immer eine Menge Spaß beim Bolzen im Sand“, sagt Jörg Bleeke, 1. Vorsitzender des Vereins. Der Platz sei gut. „Das sehen wir auch daran, dass wir nie Probleme haben, Sponsoren zu finden. Das sind immer die gleichen geblieben.“ Zufrieden ist er mit der Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Oeynhausen. „Die bereiten den Sand immer sehr gut auf für uns.“
Die Handballer des HCE veranstalten dort vom 1. bis 3. Juli das „Heimspiel im Siel“ mit Handball im Sand und Entenrennen im Fluss. „Das ist ein traumhafter Ort für solche Veranstaltungen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Jörg Schmale. Im Gegensatz zur klassischen Sportwerbewoche, die es vorher am Schloss Ovelgönne gegeben habe, erreiche man „hier viel Laufkundschaft“.

Im Stehen auf der Werre paddeln

Stand-Up-Paddling im Test

Da ist dieser Glücksmoment: Ich stehe auf dem Board. Entspannt. Das Paddel steckt im Wasser, ich ziehe etwas durch und das flache Brett bewegt sich durchs Wasser. Christoph Krahe hat recht, denke ich, das ist gar nicht so schwer. Und als ich gerade etwas übermütig werde und das Paddel wieder ins Wasser steche, da werde ich für meinen Hochmut bestraft.
Eine Böe erwischt mich von hinten und ich lande wieder im Wasser, zum vierten Mal. „Es ist heute sehr windig und Du bietest eine recht gute Segelfläche“, ruft mir Christoph Krahe von seinem Board zu. Toll, so werde ich also als die menschliche Segelfläche in die Geschichte des Stand-Up-Paddlings eingehen.
An diesem schönen Nachmittag will mir Christoph Krahe, Inhaber der Firma Supstitut, zeigen, wie man sich auf dem Wasser gerade hält. „Stand -Up-Paddling ist ganz einfach, das schaffst auch Du“, hatte er vorher noch versichert und erst mal eine Aufwärmübung vorbereitet.
„Erst mal musst Du Dein Brett aufpumpen. Dann bist Du auch auf Betriebstemperatur“, sagt er lächelnd und verbindet den Schlauch der Kolbenpumpe mit dem Board, das noch wie eine Kunststoffplane aussieht. „Das ist schon sehr praktisch. Die gesamte Ausrüstung passt in einen Sack, den man auf dem Rücken tragen kann, so kann man das Board überall mit hinnehmen“, so Krahe.

Der Bad Oeynhausener ist seit 2010 Stand-Up-Paddler. „So auf dem Wasser unterwegs zu sein, bringt ganz andere Perspektiven. Was mich daran immer besonders begeistert ist die Entschleunigung“.
Nach einigen Minuten ist das Board aufgepumpt, fehlt noch das Schwert, das ans hintere Ende in die Mitte des Brettes geschoben wird. Es hilft im Wasser bei der Steuerung.
Bevor ich aufs Wasser gehe, verbinde ich das Brett noch durch eine Leine mit Klettverschluss mit meinem Fuß. Diese Fußfessel sollte sich kurze Zeit später noch als sehr nützlich erweisen.
Augenblicke später knie ich auf dem Board. „Fang mal an zu schaukeln und tarier das Brett aus“, ruft der Trainer, der auf einem Brett steht, das Rescue Board heißt, sehr witzig.
Ich schaukele und rutsche auf den Knien hin und her. Geht schon ganz gut. Jetzt noch das Paddel ins Wasser stechen und los geht es. Wenn der Sport Kniepaddeln heißen würde, dann hätte ich es dort schnell zu einem Punkt gebracht, an dem ich mich mit dem Paddel auf dem Wasser recht gut bewegen kann.
Hochmotiviert durch diese ersten Erlebnisse auf dem Wasser richte ich mich jetzt zu voller Größe auf. Ich stehe noch nicht ganz, da wackelt das Brett, als würden böse Wassergeister unter das Board treten. „Du musst breiter stehen“, ruft mir Christoph Krahe zu. Der Versuch, diesen Tipp umzusetzen endet in der Werre. Gut dass ich angeleint bin, so entfernt sich das Board nicht und ich kann es gut zu mir ziehen.
Zum Glück ist es einfach, auf das Board zu kommen. Schnell knie ich wieder und mache den nächsten Versuch, länger als ein paar Sekunden zu stehen. Ich vermute, so ähnlich fühlt sich ein Rodeo-Reiter, der unbedingt verhindern will, dass ihn der Bulle abwirft. Das gelingt mir beim zweiten Mal auch schon deutlich besser. Zu schaffen macht mir allerdings der Wind. Aber es stellt sich langsam ein Gefühl für Board und Wasser ein. Ich halte mich deutlich länger, bis ich wieder reinfalle. Aber das macht nichts, ich mache weiter. Immer wieder aufstehen. Auch wenn die nächste Böe meine Segelfläche erwischt.
Ich bin an diesem Tag auf den Geschmack gekommen. Und kann nur raten: Selber ausprobieren. Denn wenn man einen Lauf hat, dann gleitet es sich wunderschön über die Werre. Das findet auch Christoph Krahe. Und verspricht: „Wenn es nicht zu stark weht, fühlt man sich nach 30 Minuten auf dem Wasser wohl.“

Ein Fluss für tolle Hechte

Das Wasser mitten in der Stadt aus der Perspektive der Fische

Das waren noch Zeiten, als die Lachse den Fischern freudig in die Arme sprangen! Am Nadelwehr im Siel standen die Menschen mit langen Spießen an der Werre und warteten. Glauben Sie nicht? Nun, es ist viele Jahrzehnte her und fast vergessen. Solche Geschichten gelten inzwischen als Seemannsgarn. Dabei steckt viel Wahrheit drin.
Vielleicht kommen die Lachse ja mal zurück. Unwahrscheinlich ist es nicht. Immerhin haben um in den 2000er Jahren mehrere 100.000 Jungfische die Werre und ihre Zuflüsse als Kinderstube erlebt.
Davon hat womöglich auch ein ziemlich gefräßiger Hecht profitiert. Der 1,32 Meter lange Riese hängt ausgestopft im Angelgeschäft von Günter Dobras. Wenn Fische wie dieses Großmaul mit den scharfen Zähnen sprechen könnten, würden sie spannende Geschichten aus der Werre erzählen. Vielleicht würden sie aber auch über die Mauern im Wasser klagen, die zwischen Sielwehr und Oberbehme aus der Werre so etwas wie die DDR für Wasserlebewesen macht.
Von der Weser bis zu den Sielterrassen ist der Fluss ziemlich langweilig. Die Wand unter Wasser im Siel hat inzwischen Löcher, aber sie ist nicht der einzige Grund, warum die unzähligen Versuche, Lachse in Löhne und Bad Oeynhausen wieder anzusiedeln, gescheitert sind. Früher sind die Fische von der Nordsee über die Weser in die Werre gewandert. Doch die Sperrwerke und der Salzeintrag in die Weser durch die Düngemittelproduktion in Niedersachsen schaffen keine guten Voraussetzungen.

Dennoch haben Städte, Land und Angelvereine die Hoffnung auf Werre-Lachs nicht aufgegeben und immer wieder Jungfische ausgesetzt. Der Mittelbach in den Gohfelder Tannen und der Rehmerloh-Mennighüffener Mühlenbach am Feuerwehrgerätehaus Mennighüffen sind ideale Kinderstuben. Drei Jahre braucht es, bis die Fische zum Laichen aus dem Meer in die alte Heimat zurückwandern. „Eigentlich hätte längst mal wieder einer zurückkommen müssen“, sagt Günter Dobras. Wenigstens bis zum Sielwehr.
Trotzdem betätigen sich die Angler weiter als Hebammen der Fische. Allerdings nicht allein für Lachse. 900 Kilogramm Jungfisch, darunter Rotaugen, Bachforellen und Eschen haben sie im vergangenen Jahr in Löhne ins Wasser gesetzt, im März dieses Jahres waren es allein 100 Kilogramm, was etwa 300 Fischen entspricht. Wer soll die alle angeln?
Die meisten schwimmen wohl mit dem Werrewasser weiter. Runter geht immer. Flussabwärts profitieren die Angler davon. Aber auch am Oberlauf der Werre werden neue Fische eingesetzt. Davon profitieren dann die Löhner und Bad Oeynhausener Angler.
Zu diesen Fischen, die in großen Lastwagen-Tanks quer durch die Republik gefahren werden, kommen auch Junghechte in die Werre. Hier können sie alt werden, wenn sie nicht anbeißen.
Manchmal mischt sich unter die Brut auch versehentlich ein Wels. Auch der jagt andere Fische, ist aber nicht so gern gesehen wie der Hecht. Schließlich jagt er auch schon mal Enten. Womöglich hat der Wels auch bereits den einen oder anderen badenden Kleinsthund auf dem Gewissen, erzählt man sich. Aber das ist jetzt wirklich Seemannsgarn. Wobei – Günter Dobras erzählt, dass Angler Welse schon mal hautnah beim Jagen beobachten: Da paddelt eine Entenfamilie unbedarft über die Werre und wenn man ein zweites Mal hinguckt, ist eines der Küken weg. Was bleibt, ist die Gischt auf der Wasseroberfläche.
Ganz schön gruselig. Vor allem, wenn man bedenkt, wo diese Geschichte spielt: Bei den Werster Ferienhäusern gegenüber des Gohfelder Werrebogens ist das Revier der Welse. Selbst bei der Sielwehrabsenkung haben sie hier in den Hohlräumen der steinernen Uferbefestigungen überlebt. Angler haben an dieser Stelle 1,40 Meter lange Exemplare aus dem Wasser gezogen.
Auch Andreas Hoffmann hatte schon einen Wels vorm Kescher, er war 1,90 Meter lang. Der Biologe kennt den Fluss gut, auch weil er immer wieder im Auftrag des Landesfischereiverbands die Wasserbewohner durchzählt. Er fährt dann mit einem Boot durchs Wasser und betäubt mit Elektroschocks die Fische vor dem Bug. So hat er einen guten Überblick.
Hechte, erzählt Hoffmann, finden sich eher in den rückgestauten, langen und tiefen Werre-Bereichen. „Die interessanteste Stelle ist im Moment die Stauwurzel am Löhner Werre-Wehr“, sagt Hoffmann. Dort unterhalb der neuen Sohlgleite ist das Werrebett gesund, dicke Kiesbrocken bieten ein ideales Habitat für viele Wasserlebewesen.
Dass die Mauer im Wehr weg ist, findet Hoffmann gut. Den Schlachtruf „Weg mit den Wehren!“ findet der Biologe aber zu einfach. Der Höhenunterschied müsse schließlich irgendwie ausgeglichen werden.
Die Veränderungen am Sielwehr der Werre erzwingen deshalb eine weitere Sohlgleite in der Werre unter der Autobahnbrücke der A30. Hoffmann: „Das ist nicht ideal, aber es geht nicht anders.“



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Umsetzung: Angela Wiese | Ton: hoerspielbox.de

Lebensader und Barriere
  1. Ein Blick auf die Geschichte
  2. Endstation Sielwehr
  3. Zurück zum krummen Fluss
  4. Am Ufer des Flusses
  5. Im Stehen auf der Werre paddeln
  6. Ein Fluss für tolle Hechte