Insektensterben in NRW

Vom Rückgang der Insekten

Die Verluste

Die Artenvielfalt nimmt ab

Privatpersonen freut es: Weniger Mücken surren in den Sommermonaten um ihre Ohren, bei der Autofahrt bleibt die Windschutzscheibe sauber, weil kaum Käfer oder Fliegen auf ihr zerschellen und nur wenige Wespen krabbeln beim Picknick über den Kuchen. Doch das, was Autofahrer und Frischluftliebhaber als positiv empfinden, ist ein ökologisches Desaster. Weltweit schreitet das Insektensterben voran. Alleine in Nordrhein-Westfalen hat ihre Zahl sich zwischen 1989 und 2013 um 75 Prozent reduziert. Der weltweite Rückgang bei den Bestäuberinsekten, wie Bienen, liegt bei 30 Prozent. Das belegte einen Studie des in Bonn ansässigen Biodiversitätsrat der Vereinten Nationen. Für den Artenverlust sind wahrscheinlich etliche Faktoren verantwortlich. Die drei Hauptverursacher des Problems sind die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft - speziell Monokulturen aus Fichten - und das Konsumverhalten der Verbraucher.  

Die Insektenverluste hat der Bayerische Rundfunk in der Sendung "Faszination Wissen" beleuchtet:

Das Dramatische am Artensterben der Insekten ist zum einen, dass Lebewesen unwiederbringlich von der Erde verschwinden, und zum anderen, dass von ihnen das ökologische Gleichgewicht abhängt. Manche Pflanzen brauchen die Fremdbestäubung. Dazu gehören zum Beispiel Obstbäume wie Apfel- und Kirschbaum oder Gemüsesorten wie Tomate oder Kartoffel. Ohne die Früchte solcher Kulturpflanzen ist das Nahrungsangebot für Menschen stark eingeschränkt. Durch intensive Landwirtschaft werden Wildpflanzen dezimiert, von denen Falter und Käfer abhängig sind. Ein Beispiel ist hierfür das Jakobskreuzkraut. Laut der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Herford hat es bei Landwirten einen schlechten Ruf, da die giftige Pflanze für Weidetiere tödlich sein kann. Eine bestimmte Schwebfliegenart braucht das Gift des Jakobskreuzkrauts, um sich damit selber für Fressfeinde ungenießbar zu machen. Sie nehmen dafür den Nektar zu sich. Der Jakobskrautbär ist ein schwarz-roter Falter, dessen Raupen sich ausschließlich von dieser Pflanze ernähren. Wird das Jakobskreuzkraut bekämpft, sterben auch diese Insekten.

Fehlen Insekten, wachsen zum einen weniger Früchte und Pflanzen, zum anderen würde es einen Zusammenbruch der Nahrungskette bedeuten, da auch Tiere auf Insekten als Nahrung angewiesen sind. Vögel und kleine Nagetiere ernähren sich von ihnen, größere Raubtiere ernähren sich wiederum von ihnen.

Laut Angaben des Landesumweltamts Nordrhein-Westfalen und des Bundesumweltministerium gibt es im Großen und Ganzen drei Faktoren, die das Insektensterben verursachen: Pestizideinsatz und Lebensraumzerstörung durch die Landwirtschaft und Baumaßnahmen der Kommunen, Baum-Monokulturen in der Forstwirtschaft und das Verhalten der Verbraucher. Dadurch hätten Insekten immer weniger Stellen, an denen sie leben können oder sterben bei Gifteinsätzen, wie dem von Glyphosat - dem meist verwendeten Pflanzenschutzmittel.

Der Landwirtschaft sind mit den Jahrzehnten immer mehr naturbelassene Flächen zum Opfer gefallen, auf denen Krebtiere, Vögel und Nager leben konnten. Diese Lebensräume sind auch in der Forstwirtschaft weggefallen, da ein Wald der nur aus Zuchtfichten besteht, für Lebewesen wenig Abwechslung und Nahrung bietet. Der Boden ist durch die herunter gefallenen Nadel zu sauer für andere Pflanzen. Privatpersonen tragen durch ihr Konsumverhalten zum Artensterben bei. Der Eigenanbau von Obst und Gemüse ist zurückgegangen. Da es einfacher zu pflegen ist, werden Gärten geschottert. So werden Pflanzen durch Steine ersetzt, die keine Lebensgrundlage bieten. Neben der Gartengestaltung, sind es aber auch die Kaufentscheidungen, die einen Unterschied machen: Obst und Gemüse aus Standardanbau ist meist mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Für Nahrungsmittel aus biologischem Anbau ist der Einsatz dieser Spritzmittel nicht erlaubt. Dadurch ist ihr Anbau für die Insekten schonender. Auch beim Kauf von Milch, kann etwas für die Umwelt getan werden. Die günstigste stammt meist von Kühen, die im Stall gehalten werden und Grassilage von artenarmen Wiesen fressen. Ökologische Milch stammt von Kühen mit Weidegang. Von den Fladen, die die Kühe hinterlassen, leben zahlreiche Fliegenlarven. Die Fliegen sind wiederum Teil der Nahrungskette.

Um etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen, muss in allen genannten Bereichen etwas verändert werden. In Teilen der Landwirtschaft findet bereits ein Umdenken statt, da Bauern für ihre Produkte auf Insekten angewiesen sind. Blumenstreifen zwischen den Feldern sind eine erste Maßnahme, Nahrungsquellen für Bienen anzubieten. Pflanzenschutzmittel zu reduzieren wäre ein weiterer Schritt, mit dem sich einige Landwirte schwer tun. Verbraucher können aber auch selbst tätig werden. Wer ein Grundstück besitzt, sollte nicht jede wilde Pflanze entfernen. Statt exotischer Blumen sollten einheimische gepflanzt werden, da Insekten die für sie fremden Pflanzen nicht anfliegen. Wer keinen Garten, sondern einen Balkon hat, kann Blumenkästen aufhängen und bepflanzen. Besonders hilfreich sind so genannte “Insektenhotels”, keine Holzhäuser, bestückt mit Steinen, Zapfen und Holzstücken mit Bohrlöchern. Hier finden Insekten wie Ohrenkneifer und Einsiedlerbiene einen Platz zur Eiablage und Witterungsschutz.

Insektensterben in NRW
  1. Die Verluste
  2. Abhängigkeit
  3. Ursachen
  4. Einsatz