Chronik der Corona-Pandemie in Löhne

Vom ersten Corona-Fall im März 2020 bis Mitte Januar 2021: Ein Überblick über zehn Monate Coronakrise

Susanne Barth
Published in Neue Westfälische

Der Anfang der Pandemie

Bis Anfang März lief das Leben in der Werrestadt wie all die Monate zuvor – dann tauchte der erste Corona-Fall auf.

Ein 33-jähriger Mann ist der erste Deutsche, der sich mit dem Coronavirus ansteckte. Am 27. Januar 2020 wurde die Infektion bei dem Mann nachgewiesen. Er hatte sich bei einer Kollegin angesteckt, die aus China zum Autozulieferer Webasto nahe München angereist war. Es vergingen noch sechs ruhige Wochen in Löhne, bis auch hier der erste bestätigte Fall auftauchte.

FEBRUAR
Am 28. Februar heißt es vom Kreis Herford, dass es noch keinen bestätigten Corona-Fall gebe. Es häufen sich in Arztpraxen und dem Gesundheitsamt besorgte Anrufe. Vorsorglich seien bei einigen Personen Abstriche gemacht worden. Der Kreis fühle sich gut vorbereitet. Es wurden entsprechende Ablaufpläne vorbereitet, Absprachen mit den Kliniken und dem Gesundheitsamt fanden statt. Von den ersten Hamsterkäufen wird berichtet. Zwei Tage vorher am 26. Februar gab es in Heinsberg eine Karnevalssitzung. Zwei Wochen später wird das Ausmaß deutlich.

MÄRZ
Erste Krisenstäbe in den Städten und Kreisen sind längst eingerichtet. Corona ist kein Lokalereignis mehr. Am 5. März findet noch die Seniorenfeier mit 360 Gästen in der Werretalhalle statt. Doch hier gibt Bürgermeister Bernd Poggemöller vorsorglich niemandem mehr die Hand. In den Seniorenzentren der Stadt ist das Virus Thema, Besuchsbeschränkungen gibt es aber noch nicht. Am Freitag, 6. März, findet noch das beliebte Comedy-Format Nightwash in der Werretalhalle statt.

Am gleichen Tag tauchen die ersten Corona-Fälle im Kreis Herford auf. Ein Ehepaar aus Bünde hat sich offenbar im Urlaub in Südtirol angesteckt. 120 Menschen haben beim neu eingeführten Corona-Bürgertelefon des Kreises Rat gesucht. Seit Ende Februar hat das Klinikum Herford 28 Tests durchgeführt.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Am Dienstag, 10. März, hat die Landesregierung verfügt, dass Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abgesagt werden müssen. Das große Jahreskonzert des Stadtmusikkorps wäre zwar unter diese Grenze gefallen, die Verantwortlichen haben es zur Sicherheit aber dennoch abgeblasen. Auch Klassenfahrten werden gestrichen.

Mittlerweile gibt es neun Menschen im Kreis Herford, die positiv getestet worden sind, acht Erwachsene und ein neunjähriges Mädchen. Auch der erste Corona-Fall aus Löhne ist darunter. Der Kreis vermeldet die Zahlen am 12. März. Bei nahezu allen Fällen handele es sich um Menschen, die in Risikogebieten waren und sich dort infiziert hatten. Bei zwei Personen ist noch nicht geklärt, wie sie sich angesteckt haben – dazu zählt die Neunjährige. Vorsorglich bleibt die Grundschule Eickum, die das Mädchen besucht, zu.

Auch bei der Chorprobe der Kantorei Obernbeck kam es zu einer Ansteckung, bestätigte Pfarrer Rolf Bürgers. Davon betroffen waren auch Hildebrand Haake, Leiter der Westfälischen Kantorei, und seine Frau Elvira, Kantorin in Obernbeck.

Ab Mitte März hagelt es Absagen. Dabei geht es nicht nur um größere Feste, auch Hauptversammlungen werden sicherheitshalber abgesagt oder verschoben. Das öffentliche Leben wird eingeschränkt. Am Freitag, 13. März, beschließt die Landesregierung die Schulen zu schließen. Auch Kitas und der offene Ganztag bleiben zu. Für Arbeitnehmer in systemrelevanten Berufen gibt es eine Notbetreuung.

Die Situation entwickelt sich dynamisch. Der Kreis Herford gibt jetzt die neuen Corona-Zahlen aufgesplittet auf die Kommunen heraus. Am Freitag, 13. März, sind es 19 Fälle, drei infizierte Personen stammen nun schon aus Löhne. Der Krisenstab der Stadt tagt fast täglich.

Ab Montag, 16. März, gibt es Besuchseinschränkungen in Pflegeheimen, alle städtischen Einrichtungen werden geschlossen auch der Einzelhandel muss zu bleiben. Es gibt 26 bestätigte Fälle, vier aus Löhne. Einen Tag später geht die zentrale Abstrichstelle für den Kreis auf dem Gelände des H2O in Herford in Betrieb. Wieder einen Tag später beschließt das Land NRW, dass sofort zahlreiche Läden für den Publikumsverkehr zu schließen sind. Auch Spielplätze und Bolzplätze dürfen nicht mehr betreten werden.

Die Hunderter-Marke wird am Dienstag, 24. März, geknackt. 104 Corona-Fälle gibt es im Kreis Herford, 21 davon stammen aus Löhne.

Lage nach vier Wochen Lockdown

Durch den Shutdown haben 60 Rathausmitarbeiter einen anderen Job. Mitte Mai hat der Kreis Herford noch einen der niedrigsten Inzidenzwerte.

APRIL
Der Monat startet mit einer traurigen Nachricht. Am 1. April verzeichnet der Kreis den ersten Corona-Todesfall. Ein 80-jähriger Mann aus Hiddenhausen ist in Zusammenhang mit dem Virus verstorben. Landrat Jürgen Müller spricht davon, dass „die Gefahr näher rückt“. Mittlerweile haben sich 176 Menschen infiziert, 52 gelten als wieder genesen.

Derweil haben 60 Rathaus-Mitarbeiter ganz neue Tätigkeiten. Sie fahren Streife, übernehmen Telefondienst oder kontrollieren die Hygiene. Da alle städtischen Einrichtungen geschlossen sind, ist es möglich die Mitarbeiter umzuschichten. Indes wartet die Berolina Klinik auf die dritte Verlängerung des Aufnahmestopps. Die Klinik hat ab dem 6. April Kurzarbeit angemeldet. Die Situation der Fachklinik für Psychosomatik und Verhaltensmedizinische Orthopädie trifft vor allem die Menschen, die sich in einer Reha Hilfe erhoffen. Der Leidensdruck bleibt, Corona komme noch obendrauf. Rund 800 Menschen stehen auf der Warteliste.

Nach den Osterferien, am Montag, 20. April, dürfen nach vier Wochen Lockdown mehr als 300 Geschäfte in Löhne wieder öffnen. Nur Bruno Kleine und Expert Döring müssen noch geschlossen bleiben. Sie dürfen erst sieben Tage später öffnen. Insgesamt sterben in dem Monat sechs Personen kreisweit im Zusammenhang mit Covid-19. Es sind alles Männer, der jüngste ist 67 Jahre alt.

MAI
Die Zahlen gehen im ganzen Kreis runter. Mehrere Tage lang gibt es in Löhne nur zwei, drei Menschen, die als infiziert gelten. Pünktlich zu Muttertag (10. Mai) dürfen auch wieder Besucher ins Altenheim – ab jetzt gilt vorher Fiebermessen. Mitte Mai hat der Kreis noch eine der niedrigsten Infektionsraten von OWL. Der Inzidenzwert lag bei 1,2. Zum Vergleich: Heute liegt er bei 133 (Stand 15. Januar).

Bis zu den Sommerferien wird es für die Schüler keinen gewohnten Unterricht mehr geben. Am 15. Mai wird bekannt, dass Bünde und Kirchlengern coronafrei sind, in Löhne gibt es noch zwei Infizierte. Am 29. Mai ist auch Löhne offiziell coronafrei. Im Kreis gibt es nur noch drei aktuell Infizierte.

Ein ruhiger Sommer

Die Lage stabilisiert sich. Löhne ist sogar einige Tage am Stück coronafrei.

JUNI
Mehrere Tage lang gibt es im ganzen Kreisgebiet nur eine infizierte Person. Am 4. Juni vermeldet der Kreis nach drei Monaten Corona-Pandemie insgesamt 331 bestätigte Fälle, 323 Personen gelten als genesen, es gibt sieben Todesfälle. Die entspannte Lage in Löhne währt nur kurz. Am 9. Juni gibt es wieder zwei aktuelle Fälle.

Am 15. Juni, zwei Wochen bevor die Sommerferien beginnen, öffnen die Grundschulen wieder für alle Kinder. Die Kreiszahlen steigen leicht an, in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Herford gibt es 16 bestätigte Fälle. Ende Juni hat das Löhner Ordnungsamt 81 Verfahren wegen des Verstoßes der Corona-Schutzverordnung eingeleitet.

JULI
Am 1. Juli wird noch ein aktueller Corona-Fall in Löhne vermeldet.

Bis zum 24. Juli bleibt die Werrestadt erneut coronafrei, erst an diesem Freitag taucht der erste Fall wieder auf. Das öffentliche Leben stabilisiert sich wieder etwas. Kultur findet unter freiem Himmel auf der Aqua Magica statt, die Gastronomie, das Freibad, die Geschäfte, alles ist unter den Hygieneregeln geöffnet. Die Regeln sind gelockert. Es dürfen wieder Versammlungen und Veranstaltungen mit 300 Gästen stattfinden. Der Mund-Nase-Schutz und die Abstandsregeln bleiben. Am 30. Juli verstirbt ein 67-jähriger Herforder an den Folgen von Covid-19. Es ist der achte Todesfall.

AUGUST
In der ersten Augustwoche bleiben die Corona-Fälle in Löhne mit einer infizierten Person weiter niedrig. Die neu Infizierten sind vornehmlich Reiserückkehrer. Am 31. August gibt es kreisweit 551 bestätigte Fälle, 522 Menschen sind genesen. Die Lage bleibt entspannt.

SEPTEMBER
Auch der September startet mit weiterhin niedrigen Zahlen. Die Sonderbar findet nach der Zwangspause wieder statt. Es gibt am August-Griese-Berufskolleg einen Corona-Fall, auch auf der SPD-Wahlparty. Ende September zeigt die Kurve dann wieder nach oben, die Fälle in Kitas und Schulen häufen sich, die Weihnachtsmärkte werden nach und nach abgesagt. Löhne steht Ende des Monats bei sieben aktuellen Fällen.

Löhne wird zum Risikogebiet

Soldaten der Bundeswehr helfen bei der Rückverfolgung der Corona-Kontakte mit. Der November ist der schwärzeste Monat des Jahres.

OKTOBER
Den 700. Corona-Fall im Kreis Herford bestätigt der Kreis am 9. Oktober. Während in Herford die Zahl der aktuell Infizierten bei mittlerweile 32 liegt, sind es in Löhne weiterhin nur sieben. Am 12. Oktober steigt der Inzidenzwert auf 33. Damit erreicht der Kreis fast die erste kritische Vorstufe, die bei 35 liegt. Wegen der allgemein gestiegenen Zahlen in NRW dürfen nur noch Feiern mit bis zu 50 Gästen im öffentlichen Raum stattfinden.

Am 19. Oktober gibt es 100 aktuell Infizierte im Kreis. In der AWO-Kita in Gohfeld an der Goethestraße tritt ein Fall auf, 62 Kita-Kinder und drei Erzieher müssen in Quarantäne. Die Zahlen steigen und steigen.

Die erste Gefahrenstufe ist in der zweiten Herbstferienwoche erreicht. Der Inzidenzwert liegt am 21. Oktober bei 41,9. Das Ordnungsamt fährt wieder vermehrt Streife, die Sonderbar wird abgesagt, es gibt verschärfte Regeln in den Schulen.

Nur einen Tag später wird der Kreis zum Risikogebiet erklärt. Der Inzidenzwert liegt bei 55, es sind 900 bestätigte Fälle gezählt. Ab Mitternacht, 24. Oktober, gilt eine Sperrstunde für Gastronomen. Zwei Tage später nimmt der Kreis eine Spitzenposition ein. 101 neue Fälle sind am Montag dazugekommen, die 7-Tage-Inzidenz klettert auf 116,5, die Bundeswehr hilft bei der Rückverfolgung mit.

Der höchste Wert in Ostwestfalen-Lippe. Der drastische Anstieg macht die Nachverfolgung schwieriger. Löhne steht am Donnerstag, 29. Oktober, bei 63 aktuellen Fällen.

NOVEMBER
Für Löhne wird der November ein schwarzer Monat. Im Altenwohnheim Mennighüffen kommt es zu einem enormen Corona-Ausbruch, der letztendlich 18 Todesfälle fordert. Alle 70 Bewohner und das gesamte Personal wurden getestet. 28 Senioren gelten als positiv, zudem elf Mitarbeiter. Am 2. November liegt der Inzidenzwert im Kreis bei 218, es gibt insgesamt 764 Infizierte, darunter 116 aus Löhne, etwa 2.000 Menschen sind in Quarantäne. Der Lockdown light beginnt.

Am 6. November wird im Kreis Herford die nächste Marke geknackt: Es werden 2.002 bestätigte Infektionen gemeldet. Mittlerweile steigt auch die Zahl der Personen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen auf 27. Am 19. November vermeldet der Kreis den 30. Todesfall. Trotz des Lockdowns bleiben die Zahlen im roten Bereich. Die ersten Planungen für ein Impfzentrum laufen. Am 25. November gelten 2.500 Menschen als genesen. Den zweiten Tag in Folge sinkt die Zahl der Infizierten leicht. Der Großteil der Neuinfizierten steckt sich innerhalb der Familie an. Ende des Monats öffnet das Altenwohnheim Mennighüffen wieder für Besucher, auch neue Bewohner dürfen angenommen werden.

Der erste Todesfall trifft das Altenheim am 5. November. Eine 91-jährige Bewohnerin stirbt an Lungenversagen verursacht durch Covid-19. Es war die erste Person, bei der im Altenwohnheim das Virus nachgewiesen wurde. 19 Tage lang mussten die infizierten Bewohner in ihren Zimmern isoliert werden.

Im Altenwohnheim Mennighüffen geht es am 27. Dezember mit dem Impfen los. Vorab kommt der harte Lockdown.

DEZEMBER

Im Altenwohnheim Mennighüffen kehrt etwas Ruhe ein. Nur noch vier Menschen gelten als infiziert. Allerdings vermeldet der Kreis am 1.,11. und 15. Dezember drei Todesfälle aus der Einrichtung. Damit sind 18 Bewohner im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Am 15. Dezember verstirbt ein weiterer Löhner (85) und am 23. Dezember ebenfalls (86). Mittlerweile zählt die Stadt 20 Corona-Tote.

Vereinzelnd gibt es Fälle an Schulen, mehrere Kinder und Lehrer müssen in Quarantäne. 35 Einrichtungen im Kreis sind am 5. Dezember betroffen. Am 8. Dezember klettert die Zahl der Genesenen auf über 3.000. Gleichzeitig hat das Land die Corona-Schutzverordnung verschärft. Gastronomie darf etwa von 23 bis 6 Uhr keine alkoholischen Getränke verkaufen. Trotz der verschärften Kontaktbeschränkungen sinken die Zahlen nicht. Am 10. Dezember liegt der Inzidenzwert bei 169,99 aktuelle Fälle gibt es in Löhne. Bürgermeister Bernd Poggemöller spricht sich für einen härteren Lockdown aus.

756 aktuell bestätigte Fälle gibt der Kreis am 14. Dezember bekannt. Damit sind wieder nahezu so viele Menschen infiziert wie zum bisherigen Höhepunkt der zweiten Welle am 2. November. Unmittelbar vor den Beginn des Lockdown light am 3. November waren 764 mit Corona infizierte Personen gemeldet worden. Zum Vergleich: Am Scheitelpunkt der ersten Welle im April waren 166 aktuell Infizierte registriert. Am Mittwoch 16. Dezember, müssen alle Geschäfte schließen. Mindestens bis zum 10. Januar.

Am 30. Dezember liegt der Kreis mit dem Inzidenzwert von 174 auf Platz sechs in ganz NRW.

Kurz vor den Feiertagen vermeldet der Kreis einen erneuten Höchststand. Der Inzidenzwert liegt am 23. Dezember bei 233 – der Kreis ist wieder Hotspot. Es gibt 54 Todesfälle. Löhne entwickelt sich langsam zu einem eigenen Hotspot im Kreis. Nur der Inzidenzwert von Löhne liegt am 22. Dezember bei 310. Einen Tag später wird die Ausgangssperre beschlossen. 171 aktuelle Fälle zählt Löhne.


Über die Feiertage und den Jahreswechsel sinken die Zahlen minimal, von einer entspannten Lage kann keine Rede sein. Am 27. Dezember beginnt das Impfen. Bewohner und Pflegekräfte im Altenwohnheim Mennighüffen sind als erste mit dabei. 40 Menschen haben sich für den Pieks entschieden.

Die meisten Todesfälle im Kreis Herford
zählt die Werrestadt

Von den kreisweit 87 Todesfällen, stammen 25 allein aus Löhne.

JANUAR

Anfang Januar sinken die Zahlen leicht, das habe allerdings mit der geringeren Testaktivität zu tun, sagen Experten. Die Lage in den Krankenhäusern bleibt angespannt. Von den 89 Patienten (67 aus dem Kreisgebiet) liegen derzeit 19 auf einer Intensivstation, elf müssen beatmet werden. Am 5. Januar entscheiden die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin, dass der strengere Lockdown bis Ende des Monats verlängert wird. Zu diesem Zeitpunkt zählt Löhne 135 aktuell Infizierte und 23 Todesfälle. Für alle Schüler gilt nach den verlängerten Weihnachtsferien der Distanzunterricht.

Am 14. Januar, Stand 16 Uhr, haben sich seit Beginn der Pandemie 1.023 Menschen in Löhne mit dem Coronavirus infiziert. Das sind 2,51 Prozent der Bevölkerung. Löhne zählt die meisten Todesfälle im Kreis. 25 Menschen sind verstorben, 20 davon allein in drei Altenheimen.

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